Station: [28] NS- Zeit


Moderatorin: Guten Tag, liebe Zuhörerinnen und Zuhörer. Sie hören Radio Siegburg. Heute spreche ich mit Charlotte Bertram, alias Lottchen, über die Ausstellung „Nationalsozialismus“ im Stadtmuseum Siegburg.

Moderatorin: Lottchen, was zeigt die Ausstellung?

L: Am Beispiel von Siegburg zeigt sie, wie die Diktatur unter Adolf Hitler funktionieren konnte und worunter die Menschen damals gelitten haben. Im Januar 1933 kamen ja die Nationalsozialisten an die Macht. Die schafften die Demokratie ab und machten aus Deutschland eine Diktatur. Das heißt, dass Adolf Hitler als Diktator alleine das Sagen hatte. Wer anders dachte und leben wollte als die Regierung es befahl, wurde verfolgt und ins Gefängnis geworfen oder getötet. Es gab sogar ein eigenes Propagandaministerium! Das erzählte den Leuten, wie toll alles in Deutschland sei, auch wenn es gar nicht stimmte. Sogar unser schöner Marktplatz wurde damals in Adolf-Hitler-Platz umbenannt.

Moderatorin: Was hat Sie am stärksten berührt?

L: Die Verfolgung und Ermordung meiner jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger. Die Ausstellung zeigt Bilder von ihrer Deportation nach Köln und eine Wand mit ihren Namen. Sie wurden alle von den Nazis umgebracht, nur weil sie Juden waren!

Moderatorin: Gibt es auch eine besondere Geschichte?

L: Ja, das Schicksal der Ilse Fröhlich. Ein 20-jähriges jüdisches Siegburger Mädel, das mit einem katholischen Mann verlobt war. Sogenannte Rassengesetze vom 16. September 1935 verboten ihre Liebe. Beide haben sich am 13. Juni 1939 aus Verzweiflung das Leben genommen. Das Museum zeigt den Abschiedsbrief von Ilse.

Moderatorin: Was zeigt die Ausstellung noch?

L: Wie die Gesellschaft systematisch auf den Krieg vorbereitet wurde. Auch schon die Kinder. In eine Vitrine sieht man ein Luftverteidigungs-Spiel und ein Malbuch mit kriegerischen Motiven.

Moderatorin: Im Museum gibt es ja ein ganz besonderes Denkmal …

L: Ja, das wurde damals zu Ehren von Franz Müller errichtet. Er war ein Schläger der SS, der Schutzstaffel der Nazis. Bei einer Schießerei vor dem Haus der Sozialdemokraten, die seine Freunde angezettelt hatten, kam er ums Leben. Wer ihn erschossen hat, weiß man nicht genau. Aber die Nazis erhoben ihn zum Märtyrer, also zu einer Art Heiligen und stellten ihm ein Denkmal auf. Die Museumsleute haben es umgekippt, weil es so verlogen ist.

Moderatorin: Welche Erkenntnisse haben Sie gewonnen?

L: Dass wir diesen schrecklichen Teil der deutschen und auch der Siegburger Geschichte, der so viel Unglück über sehr viele Menschen gebracht hat, nicht vergessen dürfen. Niemals!

Moderatorin: Wir bedanken uns für das Interview. Und schalten jetzt weiter zu den Nachrichten.

Foto 1:© Dagmar Trüpschuch 

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