Station: [5] Die Innenausstattung der Kapelle


Dunkles Holz, gotisierendes Schnitzwerk, im mittelalterlichen Stil bemalte Wände und Gewölbe – der Innenraum der Kapelle strahlt erhabene Feierlichkeit aus, man fühlt sich zurückversetzt in frühere Jahrhunderte.

Doch der Schein trügt. Die Innenausstattung der Kapelle entstand erst in den Jahren 1903/1904. Und sie erzählt die Klostergeschichte auf eine ganz eigene Art. Werfen Sie beispielsweise einen Blick auf die Wandbilder an der Ostseite der Kapelle, hinter dem Chorgestühl: Sie geben die wilhelminische Lesart der Geschichte Heiligengrabes wieder:

Auf der linken Seite der Chorwand – vor blauem Hintergrund – sehen Sie die angenommene Grundsteinlegung des Klosters im Jahr 1287 im Beisein des Bischofs, also des geistlichen Landesherrn. Rechts – ebenfalls blau hinterfangen – ist die Anerkennung des evangelischen Glaubens im Kloster im Jahr 1548 unter dem brandenburgischen Kurfürsten Joachim II. dargestellt.

Die Unterwerfungsgeste der Äbtissin unter den Kurfürsten und den von ihm bestallten Klosterhauptmann von Rohr erzählt allerdings nur die halbe Wahrheit: Denn die Nonnen hatten sich vehement gegen die Einführung der Reformation und die Verpfändung ihres Klosters gewehrt und es mit 5.000 Gulden ausgelöst – den eigenen Besitz also zurückgekauft!

Das mittige Glasfenster zeigt – ebenfalls in mittelalterlich anmutendem Stil – die Verleihung des Äbtissinnenstabes an Adolphine von Rohr durch Kaiser Wilhelm II. im Jahr 1901.

Abbildung 1 © Dietmar Rabich
Abbildung 2 © Kloster Stift zum Heiligengrabe
Abbildung 3 © Kloster Stift zum Heiligengrabe