Station: [8] Mutproben am Teich


Oh, Rosina, ich glaube, wir sind entdeckt!

Entdeckt? Wieso? Von wem denn?

Na, von den Enten. Die denken bestimmt, wir wollen ihnen die Eier stehlen und daraus ein leckeres Omelette oder Hoppel Poppel machen.

So wie früher immer? Das war ein Spaß! Und köstlich war es auch! Durchgequirlte Enteneier mit Zucker… hmm! Lecker!

Nur die Enten waren nicht einverstanden…

Ach, die haben wieder neue Eier gelegt. Und wenn wir einen Frosch gefangen haben, dann haben wir ihn auch schnell wieder freigelassen.

Nur der Regenwurm, den Ilse einmal schlucken musste – als Mutprobe – dem ist es übel ergangen.

Ach, der Wurm… von denen gibt’s doch tausende hier im Boden. Das darfst du dir nicht so zu Herzen nehmen! Und so eine Mutprobe – das ist doch lustig! Ich zum Beispiel, als ich mal eine Wette verloren habe, da musste ich ein ganzes Glas Wasser hier direkt aus dem Teich trinken. Pfui Teufel! Mit unendlich vielen kleinen, zappelnden Wassertierchen drin. Puh, das war eklig!

Ja, so etwas habt ihr immer gemacht. Und ich, als ich mal ganz sauer auf die Tippelskirch war, da habe ich mein Mathe-Buch hier in den Teich geschmissen. Aus reiner Wut. Und danach gab es Ärger, weil ich nicht sagen wollte, wo ich das Buch gelassen habe.

Aber am schönsten waren die Teiche im Sommer, wenn wir darin schwimmen gehen konnten. Die Schuldirektorin hatte ja eine richtige kleine Badeanstalt anlegen lassen und sogar ein Ruderboot gekauft, mit dem wir über den Teich fahren konnten.

Heute allerdings… ist die Badeanstalt verschwunden und die beiden Teiche sind ziemlich klein geworden, wie zusammengeschrumpft… und das Wasser sieht noch trüber aus als das, was ich damals trinken musste.

Nur die Tiere, die sind noch da: Enten und Frösche und Eichhörnchen, Fledermäuse und alle möglichen Vögel…

… und sogar eine Katze! Sieh mal an! Eine echte Klosterkatze!

Sag mal, Rosina. Hast du auch den Eindruck, dass sie uns etwas sagen will?

Hmm… Weiß nicht. Jetzt läuft sie weg. Vielleicht sollten wir ihr ja folgen? 

Sie läuft zurück in Richtung Klostergelände, auf die beiden weißen Häuser zu: das flache mit dem großen roten Dach und das höhere, mit dem Fachwerk. Da hat doch ganz früher mal die Äbtissin drin gewohnt…

Lass uns einfach hinterhergehen. Vielleicht führt sie uns ja irgendwohin.

Alle Abbildungen © Kloster Stift zum Heiligengrabe