Station: [9] Die große Bank im Kräutergarten


Na, Kätzchen, was willst du uns denn sagen? Wo führst du uns hin?

In den Garten der Äbtissin… hups! Da ist ja heute ein Kräutergarten. Mit Beeten, in denen Pflanzen wachsen, deren Namen auf so Schildern stehen. Blutampfer, Engelwurz, Mönchspfeffer, Bärenklau, Eisenhut, Mariendistel…

Die Mariendistel. Die kenne ich! Sie heißt so, weil… Also Maria, die Mutter Gottes, die soll ja angeblich Krankheiten heilen können… das glaubte man jedenfalls im Mittelalter so. Und die Samen dieser Pflanze, also der Mariendistel, die können das auch. Früher dachte man sogar, dass das eine Wunderpflanze ist. Sie hilft gegen Bauchschmerzen, wenn man zu viel gegessen hat, gegen Pilzvergiftung und „schlechte Laune“ und noch ganz viel mehr.

Und all die anderen Kräuter hier, die helfen bestimmt auch gegen irgendwelche Krankheiten.

Aber, Herzeleide, hast du es auch bemerkt? Die Laube ist weg!

Welche Laube?

Na, die Weinlaube, in der wir immer gespielt haben!

Stimmt, die Laube! Die war toll! Da konnte man sich drin verstecken oder ganz in Ruhe ein Buch lesen oder auch gemeinsam mal ungestört über Geheimnisse reden. Und sie war so vollgewachsen mit Weinranken, dass man von außen fast gar nicht gesehen wurde, wenn man drinnen auf der Bank saß.

Eine Bank, die gibt es ja noch immer hier im Garten. Ah! Auf der kann man es sich richtig gemütlich machen! Sie ist groß genug, um sogar noch mit ein paar Freunden darauf zu sitzen, so wie früher in unserer Laube. Aber was noch viel besser ist: Von hier aus hat man einen guten Blick auf das Kloster und die Kapelle mit ihren beiden Stufengiebeln!

Und auch die Obstbäume sind verschwunden. Erinnerst du dich noch? Die Äpfel und Birnen hatten fast so vornehme Namen wie die adeligen Fräulein des Klosters: Renette von Kassel, Luise von Avranches, Anna Späth und Bella von Boskop. 

Ach, ich glaube, ich weiß jetzt, was die Klosterkatze möchte: Wir sollen ihr ein bisschen Katzengras pflücken, das schmeckt ihr bestimmt. So hier, bitte schön. Sie wollte uns also gar nichts sagen, sie hatte einfach nur Appetit auf ihr Gras!

Alle Abbildungen © Kloster Stift zum Heiligengrabe