Station: [4] Majolika


M: So … Fräulein Broghammer, haben wir alles?

F: Lassen Sie mich mal schauen, Herr Meyer … Ja, ich denke wir haben alles.

M: Die Einladungen zur Messe in Hannover …

F: … sind verschickt.

 

M: Die Fahrscheine für den Zug?

F: Sind gebucht. Genauso wie die Hotelzimmer. 

M: Die Messegeschenke?

F: Ja, die hübschen Keramik-Broschen, die uns die Firma Wedgewood angefertigt hat, sind rechtzeitig aus England eingetroffen. Sie sind bereits verpackt.

M: Na dann kann es ja losgehen …

F: Was Julie Broghammer und Peter Meyer, der Chef der Steingutfabrik Schramberg, hier besprechen, sind die letzten Vorbereitungen für die Messe in Hannover im Jahr 1957.

M: Hier in unserem Audioguide unterhalten sich die beiden noch … professionell distanziert. Wenn man die Fotografie jedoch ein bisschen länger betrachtet, dann wirken „Fräulein Broghammer“ und „Herr Meyer“ doch ziemlich vertraut. Kein Wunder, die beiden steuern zielsicher Richtung Traualter. Während man 1957 noch in zwei getrennten Zimmern übernachtet, kann man sich ein Jahr später bereits ein Doppelzimmer teilen. 

F: Aber nun mal wieder zurück zu den Messen. Neben Frankfurt und Leipzig gehörte die Hannover Messe zu den wichtigsten Terminen des Jahres. Wer etwas auf sich hielt, stellte dort aus. So auch die Steingutfabrik aus Schramberg.

M: Vor allem für die Vermarktung spielten die Messen eine wichtige Rolle. Man konnte neue Kunden anwerben und bereits erste Verträge abschließen. Gleichzeitig sammelte man Eindrücke und Ideen, spürte neuen Trends nach und beobachtete natürlich was die Konkurrenz so trieb.

F: Für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter waren die Messen der Höhepunkt des Jahres: Man fuhr in die große Stadt, übernachtete in Hotels oder Pensionen, aß im Restaurant zu Abend und hatte überhaupt jede Menge Spaß.

M: Aber natürlich auch Stress. Wenn in Frankfurt die Messe stattfand, pendelten einige Mitarbeitende täglich nach Schramberg, um für Material-Nachschub zu sorgen.

F: Im 19. Jahrhundert spielten die großen Messen dagegen noch keine Rolle. Wer sich damals präsentieren wollte, nahm an Gewerbeschauen teil. Es ging dabei weniger um den Verkauf der Ware, sondern vielmehr um den Wettbewerb mit anderen Ausstellern. Man verglich sich in Kategorien wie Qualität, Innovation und Kreativität. Und am Ende heimste man dann die eine oder andere Auszeichnung ein.

M: Ein wichtiger Vertriebszweig im 19. Jahrhundert waren die Hausierer, die mit einem Warensortiment von Haus zu Haus zogen. Im 20. Jahrhundert wurden die Hausierer von den Vertretern abgelöst – oder sogenannten Reisenden, die mit dem Auto und mehreren Koffern zu den jeweiligen Einzelhändlern fuhren, um dort ihre Waren anzupreisen. Kataloge zeigten die Waren zunächst als Zeichnungen mit Preislisten, später mit Fotografien. Printmedien wie Magazine und Zeitungen bewarben die vielfältigen Schramberger Produkte von Anfang an.

Foto: © Stadtmuseum Schramberg