Station: [102] Neubrandenburger Str. 20: Farwer Meinswegens


F: Johann Joachim Ladendorf war einer der Färbermeister in Stavenhagen. Er wohnte in diesem Haus ganz am östlichen Rand des alten Stadtkerns. Damals sah man noch die Fachwerkstruktur. Das Haus war noch nicht verputzt und der Erker existierte auch noch nicht.

M: Dennoch: Die Straße, die einige Schritte links neben dem Haus abzweigt, heißt noch heute „An der Bleiche“. Und dahinter liegt „de Wasch“ – der Färberteich, an dem Ladendorf seinem Handwerk nachging.

F: Johann Ladendorf war sieben Jahre älter als Fritz Reuter. Und er hatte eine besondere Vorliebe für das Wörtchen „meinswegens“ – meinetwegen. Eine Steilvorlage für Fritz Reuter und seinen liebevollen Blick auf die Marotten seiner Mitmenschen! Als „Farwer Meinswegens“ hat Reuter dem Färber ein Denkmal gesetzt. In seinem Gesellschaftsroman „Ut mine Stromtid“ lässt er Ladendorf eine kämpferische Rede vor den demokratischen gesinnten Genossen des Rahnstädter Reformvereins halten – allerdings mit zweifelhaftem Erfolg!

M (Zitat): ‚Meine Herrns‘, sagte er, ‚ich bin meinswegens ein Färber.‘ […] ‚Ich bün auch bei Herrn Rekter in de Schul gegangen, un recht hat er, wir müssen ne Replik haben. Meinswegens kann sie von Plato`n sein, meinswegens von en andern. Aber was der Herr Rekter sagt von die Handwerksburssen, das ist ne Sünde und ne Schande. Ich meine meinswegens die Handwerksburssen, nicht den Herrn Rekter.‘ […] ‚Meine Herrens‘, faßte Jehann noch mal eindringlich nach, reckte sich hoch und schlug sich mit der blauen Faust vor die Brust, ‚ich bin meinswegens Rahnstädter Bürger, un weiter sag ich nichts.‘ – ‚Ist auch genug!‘ riefen einige. – ‚Denn büst ok wat rechts!‘ riefen die Tagelöhner. ‚Runner mit den Döskopp! […] Und Jehann ‚Meinswegens‘ musste abtreten.“

Foto: © Fritz-Reuter-Literaturmuseum