Station: [7] Verhaftung


F: Anfang Januar 1834 schließt sich diese Holztür mit ihren schweren Eisenbeschlägen hinter Fritz Reuter.

M: Was war geschehen? Wenige Monate nach seinem hastigen Weggang aus Jena ist er auf der Suche nach einer Universität in einem anderen deutschen Fürstentum, um hier sein Studium fortzuführen. Kein einfaches Unterfangen für einen ehemaligen Burschenschaftler, der als Unruhestifter und Volksverhetzer gesucht wird!

F: Reuter stellt sich an der Universität Leipzig vor und reist – den väterlichen Warnungen zum Trotz – auf dem Rückweg über Berlin. Sein Cousin Ernst absolviert hier eine Ausbildung als Bierbrauer. Fritz Reuter besucht seinen Cousin, zieht mit ihm durch die Kneipen… und wird verraten.

M: Am frühen Morgen des 31. Oktober 1833 hämmert es an die Tür einer Prostituierten in der Berliner Schützenstraße. Reuter wird aus dem Bett gezogen, verhaftet und in die Stadtvogtei am Molkenmarkt – das Berliner Stadtgefängnis – gebracht. Nach zwei Monaten überstellt man ihn in die Hausvogtei, das Untersuchungsgefängnis. Hinter dieser Holztür, in einer etwa ein mal zwei Meter großen Zelle, schmort er nun in Erwartung seines Prozesses.

F: Die Verhörprotokolle zeichnen ihn als einen lauteren und standhaften jungen Mann mit festen Überzeugungen. Reuter gibt zu Protokoll:

M (Zitat):

„Keine Macht der Erde soll mich dazu zwingen, irgendein Geständnis in Bezug auf meine Freunde und Genossen ab(zu)legen, man mag mich meinetwillen so lange einsperren, dass mein Haar auf dem Haupte grau wird, dennoch will ich darüber nichts sagen.“

F: In einem Brief an den Vater hört sich das etwas anders an:

M (Zitat): „Ich habe alles frei und offen eingestanden, welches mir dann die Hoffnung lässt, dass meine Haft von nicht zu langer Dauer sein wird.“

F: Seine Hoffnung erfüllt sich nicht: Die Haft wird lang sein. Doch als ihm das vernichtende Urteil zugestellt wird, befindet er sich schon längst nicht mehr in der Hausvogtei. Die Tür seiner Berliner Zelle wird beim Abriss des Gebäudes sechzig Jahre später gerettet werden – zu Ehren des einstigen und nun hochberühmten Insassen.

Foto: © museum.de