Station: [103] Chinesische Figuren


Geschenkt wurden diese Figuren der Städtischen Altertümersammlung von Max Distel aus St. Louis. Die Sammler hielten sie für "amerikanische Holzschnitzer-Arbeiten" und verkannten ihren wahren Ursprung. Die Figuren sind nämlich typisch für die chinesische Qing-Zeit. Vermutlich stellen sie Li Tieguai 

dar, einen mythischen Unsterblichen. Der Legende nach konnte Li nach einer Seelenwanderung nicht in seinen Körper zurückkehren, weil dieser zwischenzeitlich verbrannt worden war. Er bewohnte daraufhin den Körper eines toten Bettlers und kümmerte sich um die Kranken und Schwachen. Zu dieser Deutung passen die erhobenen Beine der Figuren, denn der Bettler besaß ein gelähmtes Bein, was oft durch ein gebeugtes Bein dargestellt wurde.
Der Schenker Max Distel, ein gebürtiger Villinger, war 1881 in die USA ausgewandert und hatte sich schließlich in St. Louis niedergelassen. Dort gab es zu jener Zeit ein florierendes Chinatown mit rund 300 chinesischen Migranten. Vermutlich hatte einer der Einwanderer die Figuren aus seiner Heimat mitgebracht. Die beiden Unsterblichen hätten demnach eine lange Reise hinter sich: Von China nach St. Louis bis Villingen hätten sie etwa 18.000 Kilometer zurückgelegt und wären einmal über beide großen Ozeane gereist.

Foto: © Franziskanermuseum