Station: [105] Chroniktafel


Bei der drehbaren, mit der Hand geschriebenen Tafel handelt es sich um ein Unterrichtsmittel. Die Franziskaner verwendeten es in ihrer sogenannten Normalschule. Ausgebildet wurden hier Anwärter auf eine Stelle in der Stadtverwaltung. Rechts unten wird der Schreiber, Franziskanerpater Candidus Walser, genannt. Er hat 1785 das Original von 1608 erneuert. Auf der Vorderseite wird die Geschichte der Welt von der Erschaffung der Erde, wie sie im Alten Testament geschildert wird, bis zum Jahr 1608 fortgeschrieben. Das als Gedächtnisstütze kalligraphisch kunstvoll gestaltete Bild eines doppelköpfigen Adlers enthält moralische Ermahnungen an die zukünftigen Beamten. Auf der Rückseite wird die Geschichte Villingens nach den Chronisten Heinrich Hug und Valentin Ringlin erzählt. Sie beginnt mit dem Datum 1119, der legendären Stadtgründung. Makro- und Mikrokosmos bilden die zwei Seiten einer Medaille. Hugs Bericht ist eine wichtige Quelle zur schillernden Figur des Stadthelden Romäus. Leitmotive städtischer Identität werden für die nachfolgenden Generationen formuliert: Bürgerstolz, Aufbegehren gegen die Obrigkeit und der Drang nach Freiheit.

Dieses besondere Objekt stammt aus der Sammlung des Pfarrers Johann Nepomuk Oberle.

Foto: © Franziskanermuseum