Station: [122] Ozonspritze


Villingen-Schwenningen versteht sich als "Kulturstadt im Grünen". Schon immer waren naturräumliche Faktoren wichtig für das städtische Selbstverständnis. In seinem "Badenfahrtbüchlein" von 1560 lobte Georg Pictorius die Heilquellen der Stadt. Der Basler Humanist Sebastian Münster wies 1545 auf die besonders gute Luft hin. Seit dem späten 19. Jahrhundert bezeichnete sich Villingen selbst als Luftkurort – eine Bezeichnung, die zu dieser Zeit noch nicht geschützt war. Mit dem Versprechen auf gute Höhenluft und heilsames Klima sollten wohlhabende Sommertouristen aus den Großstädten angelockt werden. Den medizinischen Nutzen führte man vor allem auf den hohen Ozongehalt zurück, denn das Gas wirkt desinfizierend. Ganz "aus der Luft gegriffen" waren die Behauptungen nicht – immerhin wurde Villingen-Schwenningen noch 1994 zur Stadt mit der bundesweit besten Luftqualität gekürt. In der Medizin gilt die Ozontherapie hingegen längst als überholt.

Foto: © Franziskanermuseum