Station: [11] Bodenseeschrank


Oskar Spiegelhalder orientierte sich in seinen Sammelkriterien an den Standards seiner Zeit, suchte aber immer auch das Besondere, das Rare und Kostbare. So verzeichnet er auf der Inventarkarte dieses Schranks: "Einziger geschnitzter Kasten, den ich im Schwarzwald gefunden. Alle anderen Kästen sind bemalt." Der Schrank ist für den Schwarzwald in der Tat ungewöhnlich. Sein Aussehen mit leicht nach oben geschwungenem Giebel und Schnitzereien erinnert stark an Schränke der Zeit um 1800 aus dem Bodenseegebiet. Natürlich könnte der Schrank über eine Heirat oder ähnliches in den Schwarzwald gelangt sein. Nur gibt ein Etikett auf der Rückseite des Schrankes einen anderen Hinweis. Der aufgeklebte Zettel stammt von den Großherzoglich Badischen Staatseisenbahnen. Er informiert darüber, dass der Schrank vom "Linzgau" zu "Herrn Fabrikant Spiegelhalder Lenzkirch" transportiert wurde. Der Linzgau ist eine Landschaft am Bodensee. Vielleicht hatte Spiegelhalders Wunsch, eine Rarität zu finden, diesen "Etikettenschwindel" geleitet?

Foto: © Franziskanermuseum