Station: [2] Fotos


Hinter jeder Sammlung stehen Menschen mit Eigenheiten, Zielen und Motivationen. Im Fall der Schwarzwaldsammlung ist dies vor allem der Uhrenfabrikant Oskar Spiegelhalder. Eine Besonderheit seiner Sammlung liegt nicht nur in ihrem Umfang, sondern auch in ihrer außergewöhnlichen Dokumentation. Die Fotografie spielte dabei eine besondere Rolle. Der Sammler ließ Bilder seiner Sammlungsstücke anfertigen, die er in Mappen und Alben verwahrte und arrangierte. Gegen Ende seiner Sammlungstätigkeit seit 1916 begann er sich auch selbst als Fotograf zu betätigen. Die reine Objektfotografie genügte jedoch nicht seinen künstlerischen Ambitionen. Ihn reizten Landschaftsaufnahmen, Interieurs und Porträts. Mit kunsthistorisch geschultem Blick inszenierte er etwa seine Tochter Maria im Halbporträt. Bei den zwei älteren Personen, die an der Wand zu sehen sind, handelt es sich um Eduard und Marie Fürderer. Sie hatten einst als Taglöhner bei den Großeltern Spiegelhalders gearbeitet und waren diesem seit seiner Kindheit vertraut. Später half Eduard Fürderer seinem Freund als einer von mehreren lokalen Gewährsleuten, die 10.000 Objekte umfassende Schwarzwaldsammlung zusammenzutragen. Spiegelhalder selbst nannte diese Helfer "Agenten". Da ihnen oft ein gewisser Freiraum bei der Auswahl der Gegenstände eingeräumt wurde, hatten die Agenten großen Einfluss auf die Gestaltung der Sammlung. Als Teil der fotografischen Dokumentation wurden sie jedoch selbst zu Sammlungsstücken. In seinen Unterlagen bezeichnete Spiegelhalder die Fürderers als typische Schwarzwälder, deren Erscheinungsbild er wie bei einer völkerkundlichen Feldforschung aufs Bild bannte. Sie wurden somit Teil des kulturellen Zusammenhangs, in dem der Sammler seine Objekte sah und gesehen wissen wollte.

Foto: © Franziskanermuseum