Station: [25] Kuckucksuhr


Dass die Uhrenproduktion ein zentrales Sammlungsgebiet für Oskar Spiegelhalder darstellte, verwundert nicht. Der Uhrenfabrikant sah hierin die Möglichkeit, sein eigenes berufliches Schaffen in einen größeren kulturhistorischen Zusammenhang zu stellen. Uhren galten schon seit dem 19. Jahrhundert als eines der typischen Produkte des Schwarzwaldes, in denen sich die technische Raffinesse der Bevölkerung besonders zu zeigen schien. Es finden sich daher viele außergewöhnliche Einzelobjekte in der Uhrensammlung. Bei dieser "Paradiesuhr" handelt es sich um eine Schilduhr mit Holzräderwerk aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, die im Schildbogen den Sündenfall Adams und Evas wohl nach barocker Vorlage zeigt. Das Ziffernblatt greift das Thema des Bildfeldes durch die Schlangenzeiger und einen Totenkopf am Schildfuß wieder auf. Viele Uhren der Zeit variieren in ihrer künstlerischen Gestaltung die Thematik des „Memento Mori“, „gedenke, dass du sterben musst“, und verleihen der Zeitanzeige somit eine moralische Dimension. In diesem Fall handelt es sich jedoch um eine spätere Übermalung. Auch die Schlangenzeiger wurden vermutlich erst nachträglich angebracht.

Zum Kuriosum wird die Uhr durch einen Kuckucksautomaten, der sich hinter einer Tür im Schildbogen verbirgt. Der scheinbare Widerspruch zwischen diesem Automaten und dem ernsten, religiösen Sinngehalt der Bemalung verleiht der Uhr etwas Humorvolles, worin vielleicht ihr primärer Wert für die Sammlung lag. Daneben dokumentiert sie die Frühzeit der Schwarzwälder Kuckucksuhren, die noch überwiegend als Lackschilduhren gestaltet waren und keine Ähnlichkeit mit den später gebräuchlichen Bahnhäusleuhren aufwiesen.

Foto: © Franziskanermuseum