Station: [27] Lackschilduhren


Im Jahre 1905 hatten Besucher der Historischen Uhrenausstellung in Nürnberg Gelegenheit, die Uhrensammlung Oskar Spiegelhalders zu bewundern. Für seine "greifbare Geschichte der Schwarzwälder Uhren-Industrie" wurde der Sammler hochgelobt. Einen Eindruck vom Umfang und der Vielfalt seiner Sammlung vermitteln die hier ausgestellten Uhrenschilder. Neben ihrer motivischen Varianz fällt auf, dass Spiegelhalder nicht nur die fertigen Schilder, sondern auch Materialien zur Herstellung interessierten. Diese Werkzeuge, Vorlagen und Schablonen erlauben heute seltene Einblicke in den Fertigungsprozess Schwarzwälder Lackschilduhren.

Das Schild aus Tannenholz wurde von den Schildmalern in Leimwasser getränkt und mit einer Grundierung aus Kreide überzogen. Anschließend wurde in mehreren Schichten in Terpentin gelöstes Bleiweiß aufgetragen. Nachdem mit einer Schablone das Ziffernblatt aufgemalt wurde, folgte die dekorative Ausgestaltung des Schildes. Ein häufiges Motiv war die Apfelrose, wie sie sich auch auf den Schneflerwaren findet. Aber auch künstlerisch anspruchsvolle Motive, häufig mit aktuellem Bezug, waren üblich. In den 1840er-Jahren kamen Abziehbilder auf, die eine raschere Produktion erlaubten. Nach der Bemalung wurde ein Firnis aufgebracht, der mit einem leinölgetränkten Tuch poliert wurde. Hiervon erhielt dieser Uhrentyp seinen Namen "Lackschilduhr". Den Schildern sieht man ihre raffinierte Herstellung nicht an. Hinter den Türen und Schubladen verbergen sich die meist unsichtbaren Überreste ihrer Fertigung – Zugreifen erwünscht!

Foto: © Franziskanermuseum