Station: [28] Trachtenfotografie / Anziehen einer Tracht


Wenn etwas nicht mehr in Benutzung ist und die Menschen, die es benutzt haben, tot sind, wie findet man dann etwas über seinen Gebrauch heraus? Heutzutage ist das kein Problem, denn es gibt Fotografien, Filme, Beschreibungen. Aber früher? Um die Mitte des 19. Jahrhunderts hörten die Menschen auch im Schwarzwald auf, Trachten zu tragen. Ältere Personen hielten vielleicht noch daran fest. Aber das Wissen ging verloren. Wiederbelebt wurden Trachten durch Brauchtumsvereine, die gegen Ende des Jahrhunderts gegründet wurden. Graphiken hielten einen Zustand fest, der nicht unbedingt real, sondern häufig idealisiert war. Außerdem ging aus ihnen nicht hervor, wie man die aus vielen Einzelteilen bestehende Tracht anzieht. Oskar Spiegelhalder ließ aus diesem Grund eine Reihe fotografieren, die zeigt, wie die Trachtenteile heißen und wie sie nacheinander angezogen werden. Vorbild dafür waren Fotoreihen anderer Trachtenforscher und Ethnologen. Das Modell, das hier vor die Kamera gebeten wurde, muss keine Schwarzwälderin sein. Häufig schlüpfte die Frau des Lehrers oder Bürgermeisters, die gar nicht aus dem Ort stammte, in ein "altes Frauenkostüm Frauencostume". Der Reiz dieser Fotoreihe besteht darin, die Blicke der jungen Frau zu interpretieren. In Unterwäsche blickt sie noch verschämt zu Boden. Je stattlicher sie angezogen ist, umso selbstbewusster schaut sie in die Kamera.

Foto: © Franziskanermuseum