Station: [53] Der Grabwagen


Der Fürst vom Magdalenenberg wurde mit einem vierrädrigen Wagen bestattet, von dem 1890 geringe Reste geborgen werden konnten. Unter anderem blieben Fragmente der Räder sowie metallene Beschläge erhalten. Anhand der Funde kann das Aussehen eines frühkeltischen Rades detailliert rekonstruiert werden. So waren die Speichen aus einem Kernobstholz gearbeitet und mit Leder oder kurz geschorenem Fell umkleidet. 
Angeklebt wurden diese mit Birkenpech. Neben dem Wagen wurden darüber hinaus Fragmente eines Pferdezaumzeuges aufgefunden. Derartige Fahrzeuge sind auch aus anderen Fürstengräbern aus der Zeit von 800 bis 450 v. Chr. bekannt. 
Sie bestanden aus einem flachen, rechteckigen Wagenkasten von anderthalb bis zwei Metern Länge mit vier Speichenrädern und einer Deichsel. Vermutlich wurden die Verstorbenen auf ihnen zur Begräbnisstätte gefahren, anschließend wurden sie als Beigaben ins Grab gelegt. 
Den Brauch der Totenfahrt kennt man aus vielen frühgeschichtlichen Kulturen. In Griechenland war er Teil des Totenrituals und ein beliebtes Motiv auf Vasenmalereien. Die Wagen wurden bereits zu Lebzeiten ihrer Besitzer intensiv genutzt, wohl zu Reise- oder Zeremonialzwecken.
Auf eine zusätzliche sakrale Bedeutung verweisen Funde von Miniaturwagen aus Bronze oder Blei, die Gefäße und Figuren tragen. Im Fall des Magdalenenberges deutet ein bronzener Aufsteckvogel, der ursprünglich am Wagen angebracht gewesen sein könnte, auf eine religiöse Dimension hin, denn Wasservögel galten als heilige Tiere. Womöglich verband sich mit der Beigabe des Wagens die Idee einer Fahrt ins Totenreich.

Foto: © Franziskanermuseum