Station: [54] Todeszeitpunkt mit Vorbehalt


Heute können wir sagen, dass die zentrale Grabkammer des Magdalenenberges um das Jahr 616 v. Chr. errichtet wurde. Doch bis zur Feststellung dieses Datum war es ein langer Weg, der viele Jahrzehnte Forschung beanspruchte. Zum Zeitpunkt der systematischen Großgrabung am Grabhügel in den Siebzigerjahren steckte die dendrochronologische Forschung noch in den Kinderschuhen . Dieser Forschungszweig kann immer nur an historischen Holzfunden arbeiten und so bringt jeder Fund neue Erkenntnisse und wirft bereits vorhandene Ergebnisse um. Der erste Dendrochronologe am Magdalenenberg war Ernst Hollstein. Mit seiner Arbeit am Holzmaterial veränderte sich die Datierung der Erbauung der Grabkammer fast jährlich. 
Mit jeder neuen Jahrringkurve, die er gewann, konnte er sich dem wahrscheinlichen Datum annähern. So ging er im Verlauf der Grabung noch von einem Fälldatum im Jahr 577 v. Chr. aus, einige Jahre später korrigierte er auf die Fällung der Grabkammerbalken im Jahr 551 v. Chr. Erst 1999 legten zwei weitere Wissenschaftler die heute aktuelle Zahl von 616 v. Chr. vor. Sie resultiert vor allem aus der weiterführenden Analyse anderer Hölzer des Magdalenenberges, die nicht zur zentralen Grabkammer gehörten. Dazu zählten Sarghölzer aus verschiedenen Nebenbestattungen, aber auch die Pfosten der noch heute sehr rätselhaften Stangensetzungen. 
Auch mit diesem aktualisierten Datum der Grabkammererbauung kann über den genauen Todeszeitpunkt des Fürsten nur spekuliert werden. Ob der Grabkammerbau bereits zuvor begonnen hatte oder der Leichnam des Fürsten vorübergehend konserviert wurde, liegt im Dunkeln.

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