Station: [5] Heilkunde und Hygiene


Wenn wir an die römische Heilkunde denken, tauchen vor unserem inneren Auge oft große Badeanlagen und Latrinen auf – beeindruckende Zeugnisse antiker Hygiene, die bis heute erhalten sind. Doch wie sah es eigentlich mit der medizinischen Versorgung und der Körperpflege im Alltag der Römer aus?

Ein Blick in die Vergangenheit zeigt: Vieles, was damals zur Pflege und Heilung diente, ist heute verschwunden. Salben, Öle, Schminke oder Arzneien – all das bestand aus organischen Stoffen, die die Zeit nicht überdauert haben. Was geblieben ist, sind die Werkzeuge. Kleine, oft kunstvoll gearbeitete Instrumente, die uns verraten, wie fortschrittlich die römische Medizin bereits war.

In Sumelocenna wurden bisher nur wenige dieser medizinischen Geräte gefunden. Doch ein Fund sticht besonders hervor: ein Krug, gefüllt mit wilden Malvensamen. Die Malve war in der Antike eine geschätzte Heilpflanze. Ihre Samen und Blätter galten als entzündungshemmend und wurden bei verschiedenen Beschwerden eingesetzt – ein natürlicher Helfer in der römischen Hausapotheke.

Die Ärzte jener Zeit verfügten über erstaunliches Wissen. Sie führten Operationen durch, die wir heute mit hochmoderner Technik verbinden – etwa in der Neurologie, Urologie, Gynäkologie oder Augenheilkunde. Und das alles ohne Narkose, wie wir sie kennen. Trotzdem waren römische Ärzte gesellschaftlich oft nicht viel angesehener als einfache Handwerker.

Krankenhäuser im heutigen Sinne gab es nicht. Wer krank war, suchte den Arzt direkt auf. Oder der Arzt kam zum Patienten. Die medizinische Versorgung war also sehr persönlich, fast schon familiär.

So zeigt sich: Die römische Medizin war weit mehr als nur ein paar Kräuter und warme Bäder. Sie war ein durchdachtes System aus Wissen, Erfahrung und praktischer Anwendung – und ein faszinierender Spiegel der antiken Welt.

 

Foto 1-3: © Sumelocenna - Römisches Stadtmuseum Rottenburg am Neckar, Steffen Schlüter