Station: [16] Abort und Lauscherfenster


F: Durch den langgestreckten Ziegelbau gelangt man in das Museum. Im Giebelfeld des alten Ostflügels befindet sich ein seltenes zweipassförmiges Fenster, das von außen gut erkennbar ist. Gehen wir nun in das Gebäude. Über eine Treppe oder den Fahrstuhl gelangen wir in das Obergeschoss. Hier war in der Zeit des Klosters der Abort an die Mauern angebaut – und zwar außen an der Fassade in Richtung Garten. Im Mittelalter wurde streng kontrolliert, dass dieses stille Örtchen seine Bezeichnung zu Recht trug. Denn dort und auch im angrenzenden Schlafsaal hatten die Chorherren ihr strenges Schweigegelübde einzuhalten. Um dies kontrollieren zu können, wurde rechts neben dem Eingangsportal im Treppenhaus ein sogenanntes „Lauscherfenster“ in die Wand eingebaut.

Das alte Portal, das in den Museumsvorraum führt, wurde mehrmals verändert, wie man am Mauerwerk erkennen kann: Anfangs besaß es einen hohen romanischen Rundbogen, dann einen niedrigeren Bogen aus spätromanischer Zeit und schließlich das kleinere gotische Spitzbogenportal. Die zweimalige Verkleinerung wird auf den Klimawandel zurückgeführt: Zwischen dem 12. und dem 15. Jahrhundert wurde es in Mitteleuropa immer kälter, und so versuchte man wohl, die zugige Öffnung nach außen so klein wie nur möglich zu halten.

Foto: © Stiftung Kloster Jerichow