Station: [11] Drehleiern


Es ist so weit: Wir präsentieren Ihnen unsere weltweit größte Drehleier-Sammlung. Sie kennen sicherlich eine Drehorgel – aber eine Drehleier? Vorweg: Die beiden Instrumente haben nichts miteinander zu tun. Bei einer Drehorgel, – Sie alle kennen die Leierkastenmänner in den Einkaufsstraßen, – ist die Musik einprogrammiert. Entweder lösen eine Walze mit Nägeln oder eine Lochkarte die entsprechenden Tasten aus und die gewünschte Melodie erklingt. So wie hier bei der schwedischen Organola:

Ganz anders die Drehleier, die eine Art halb mechanisierte Geige ist. Bei der Geige greift die linke Hand die Saiten ab, verkürzt sie, mit der rechten Hand bedient man den Bogen mit Auf-und Abstrich. Diese Funktion übernimmt bei der Drehleier ein Rad.

Die Ähnlichkeit des Klangs mit einem Dudelsack verblüfft. Die Drehleier hat jedoch zusätzlich noch eine Schnarre, das ist eine Art eingebautes Rhythmusgerät, ein kleines bewegliches Hölzchen, das bei einer schwingenden Saite eine schnarrende Wirkung auf die Decke hat.  Sehr schön zu hören beim „Turlututu-Walzer“.

Wunderbar!  Mit einer Drehleier hat man ein Einmann-Orchester – mit Melodie, Harmonie und Rhythmus in einem Instrument! 

Noch im Mittelalter bauten die Menschen Phantasie-Korpusse, oft waren das einfach Kästchen, später in Russland wurden bereits Geigen zu Drehleiern umgebaut. Die Lösung war nicht optimal, bei dem kleinen Korpus blieb die Kurbel außen vor. Das war ästhetisch unbefriedigend. In der Renaissance kam es wieder zu Phantasieformen. Später nahmen die Instrumentenbauer die Korpusse von Gitarren und Lauten und bauten sie zu Drehleiern um.

Dieser frühe Trend des Upcyclings ist darauf zurückzuführen, dass die Musikinstrumentenbauer schnell reagieren mussten, als der Adel während der Schäfermode nach Drehleiern verlangte. Im Lager stapelten sich Lauten und Gitarren, die plötzlich kaum noch jemand spielen wollte.

Alle Abbildungen: © Dagmar Trüpschuch