Station: [301] Prolog – Wandbild von Anton Dietrich


Willkommen im dritten und letzten Kapitel unserer Audioführung.

Seit dem Mittelalter kann sich die Geschichtsforschung neuer Quellen bedienen: Schriftliche Überlieferungen sowie bildhafte Zeugnisse ergänzen die archäologischen Quellen.

Ein Bild aus dem 19.Jahrhundert eröffnet Ihre Reise durch weitere 1000 Jahre sächsische Geschichte, die Sie von der Zeit der slawischen Aufsiedlung bis in das Zeitalter der beginnenden Industrialisierung führt.

Mit seinem 1877 entstandenen Wandbild „Gründung der Burg Meißen durch Heinrich I. im Jahr 929“ würdigt der Maler Anton Dietrich ein Ereignis, mit dem die Geschichte Sachsens ihren vermeintlichen Anfang nahm.

Im Zentrum des Gemäldes steht König Heinrich der I. Dieser benennt den ersten Markgrafen von Meißen, stattet ihn mit einem Lehen aus und beauftragt ihn mit dem Schutz des eroberten Landes sowie dem Bau einer Burg.

So, wie Dietrich diese Episode sächsischer Geschichte darstellt, hat sie sich allerdings nicht ereignet.

Fiktiv verknüpft der Maler in seinem Bild verschiedene Ereignisse miteinander. Die Gründung der Burg Meißen im Jahr 929 bringt er in direkten, historischen Zusammenhang mit der Belehnung des ersten Markgrafen im Jahr 968. Zudem behauptet er mit eindeutigen Symbolen, wie dem Kreuz, der Urkunde und einer Burg aus Stein, die Überlegenheit der deutschsprachigen Eroberer über die ansässigen Slawen. Auf diese Weise konstruiert Anton Dietrich sächsische Geschichte und erzählt sie neu.

Die ungewöhnliche Präsentation des Wandbildes verweist auf die Unstimmigkeit seiner Aussage: Zusammen mit Dietrichs Deutung der Ereignisse zerfällt es in drei Teile.

Ein anderes Geschichtsbild entsteht, wenn wir nun archäologische Funde sowie schriftliche Überlieferungen zu Wort kommen lassen.

Wenden Sie sich den beiden Vitrinen zu und erfahren Sie, was diese Quellen über das Land zur Zeit der Burggründung berichten.