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[2] Marienkapelle Ludwigsstadt

Beschreibung

Marienkapelle Ludwigsstadt – ein geheimnisvoller Rundbau mit bewegter Geschichte

Am Abzweig der Kreisstraße nach Steinbach an der Haide steht ein außergewöhnliches Bauwerk: die profanierte Marienkapelle von Ludwigsstadt. Der markante Rundbau mit achteckigem Fachwerk-Obergeschoss misst rund 10 Meter Durchmesser und wirkt bis heute wie ein architektonisches Rätsel, das neugierig macht.

Seine Wurzeln reichen weit zurück: Der heutige, aufstrebende Bau ruht auf einem Fundament, das vermutlich in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts entstand und zu einem älteren Vorgängerbau in Achteckform gehörte. Der jetzige Rundbau wurde nach einer Baumringdatierung eines Deckenbalkens in den Jahren 1487/88 errichtet. Obwohl eine Nutzung als „Marienkapelle“ bei archäologischen Untersuchungen nicht eindeutig nachgewiesen werden konnte, ist eine sakrale Nutzung des Gebäudes belegbar. Die erste urkundliche Erwähnung als „Marienkapelle“ stammt aus dem Jahr 1584 und findet sich in einem Kaufvertrag zwischen Christoff von Thüna (Herr zu Lauenstein) und dem Schneider Peter Frank.

Mit der Reformation änderte sich die Nutzung grundlegend: In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts wurde die Kapelle profaniert und zunächst als Wohn- und Schankhaus verwendet. Später diente sie der Gemeinde als Hospital und Armenhaus. Ein weiterer Einschnitt folgte 1789, als der Nagelschmied Meinhardt das Gebäude erwarb und im Erdgeschoss eine Schmiede einrichtete. Die Familie Meinhardt blieb fast 200 Jahre im Besitz der Kapelle – und mit ihr ist auch eine bekannte Persönlichkeit Ludwigsstadts verbunden: Die Heimatdichterin Rosa Meinhardt lebte über 50 Jahre in der „Marienkapelle“.

Im 20. Jahrhundert ging das Gebäude in öffentliche Hand über: 1986 kaufte die Stadt Ludwigsstadt die Kapelle. In den Folgejahren wurden wissenschaftliche Bauuntersuchungen und archäologische Grabungen durchgeführt – dennoch konnten nicht alle Geheimnisse des besonderen Rundbaus geklärt werden. 1993/94 erfolgte die grundlegende Sanierung. Seit 1995 gehört das Gebäude der Hermann Söllner Stiftung und wird von der Geologisch-Heimatkundlichen Arbeitsgemeinschaft betreut.

Heute beherbergt die ehemalige Kapelle im Untergeschoss mit seinem ungewöhnlichen Grundriss eine Ausstellung zur Geschichte des Gebäudes und zu den archäologischen Grabungen. Im ersten Obergeschoss befindet sich die Originalwohnstube von Rosa Meinhardt (Wohnzeit 1905–1958). Ein Nebenraum erinnert mit einer kleinen Ausstellung an ihren Lauensteiner Dichterfreund Isidor Wilhelm sowie an dessen Sohn, den Kunstmaler Prof. Hermann Wilhelm.

 

Besuch & Öffnung
Die Marienkapelle ist nur zu einzelnen Terminen geöffnet. Informationen zu Besichtigungsmöglichkeiten erhalten Sie im Deutschen Schiefertafelmuseum Ludwigsstadt.