Station: [23] Die Klostergärten und die Ostereier


Maus: Durch diesen Gang mit den schönen Kreuzgewölben kommen wir in einen der Gärten des Klosters Schuttern.

Kleiner Mönch: Mehrere Gärten? Das Kloster hatte sogar ... mehrere Gärten?

Maus: Durchaus. Jedem das Seine. Die Patres, also die Mönche, die geweihte Priester waren, hatten ihren eigenen Garten. Die Fratres, die einfachen Brüder ohne Priesterweihe, hatten auch ihren eigenen Garten. Und der Abt, also der Chef des ganzen Klosters, natürlich auch. Und über der Tür, die zum Abtsgarten führt, hängt eine lateinische Tafel, die an die Einrichtung dieses schönen Gartens unter Abt Jakobus Vogler erinnert.

Ich zitiere: "Das Haus, das du betrittst und das fast verfallen war, hat Jakobus wiederhergestellt und wieder den Musen geweiht, die schon zuvor hier wohnten."

Kleiner Mönch: Die Musen haben hier gewohnt?! Ich dachte die Patres und die Fratres und so. Frauen dürfen doch in den Wohnbereich von einem Männerkloster gar nicht rein...

Maus: Das ist doch nur eine Redewendung! Man sagt „den hat die Muse geküsst“, wenn jemand einen schönen Text erfindet. Und dem Abt Jakobus Vogler ist es tatsächlich gelungen, in seiner lateinischen Inschrift eine Jahreszahl zu verstecken.

Denn bei den Römern waren manche Buchstaben auch Zahlen: Das M ist 1000, das D ist 500, das C 100, das L ist 50, das V ist 5 und das I ist 1. Diese Buchstaben-Zahlen hat er in dem Spruch ein bisschen größer schreiben lassen, und wenn man sie zusammenzählt...

Kleiner Mönch: ... lass mich, lass mich! – Dann kommt 1697 raus! 1697, das ist also das Jahr, in dem der Garten neu eingerichtet wurde.

Maus: Du bist echt schlau! Aber du weißt trotzdem nicht, was der Abt Vogler in seinem Garten noch getan hat. Jedes Jahr im Frühling, am Tage der Auferstehung des Herrn.

Kleiner Mönch: Keine Ahnung? Den Herrn loben?

Maus: Das natürlich auch. Er hat aber zusätzlich den Kindern aus Schuttern eine Freude gemacht und in seinem Garten hartgekochte Eier versteckt ... die diese Kinder dann suchen durften.

Kleiner Mönch: Also der war wirklich ein Oberverstecker! Von Zahlen und Eiern! – Aber... woher weißt du denn das?

Maus: Das hat er in sein Tagebuch geschrieben, 1691.

Kleiner Mönch: Du, hat dann der Abt Jakobus Vogler das Ostereiersuchen im Garten erfunden, vor mehr als 300 Jahren?

Maus: Das wohl nicht. Aber er hat als einer der ersten darüber erzählt. Und er hat wohl diese Tradition hier in Schuttern begründet.

Kleiner Mönch: Zum Lobe des Herrn und zur Freude der Kinder.

Foto: © Historischer Verein Schuttern 603 e.V. / Gemeinde Friesenheim

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