Station: [27] Hochaltar


Maus: Und? Was habe ich dir versprochen?

Kleiner Mönch: Wirklich extra-super-toll. Bei uns gab es so große Bilder in so einem Rahmen noch gar nicht. Bei uns waren die Figuren direkt auf die Wände gemalt.

Maus: Ja, al fresco – direkt auf den feuchten Putz. Da durfte nichts schiefgehen. Die Barockkirche, die der Abt Vogel hier bis 1773 gebaut hat, die hatte auch solche Fresken, beispielsweise ein großes Deckengemälde. Und drumherum waren von dem Stuckateur und Bildhauer Christian Eitel aus Gips Blumenranken und Schnörkel und Engel – voll schön.

Kleiner Mönch: Wo?

Maus: Da musst du nicht an die Decke gucken, das ist alles verbrannt, warum, erzähl ich dir später. Guck lieber an, was noch da ist.

Das Altarbild hier wurde damals gerettet. Das hat 1778 der markgräflich-badische Hofmaler Joseph Melling gemalt, ein begnadeter Künstler aus dem Lothringischen. Der hat viele Monate lang in unserer Kirche gearbeitet und sie mit seiner Kunst verschönt! Er hat mehrere Altäre gestaltet und das Deckengemälde...

Kleiner Mönch: Wir sollten angucken, was da ist! Sagst du doch selber. – Ich seh’ da ganz oben auf einer Wolke die heilige Maria sitzen, mit ’ner Menge Engeln drum rum, großen und kleinen. Der Engel rechts oben hat einen Siegerkranz für sie in den Händen, denn sie hat im Leben alles richtig gemacht. Und unten stehen die Apostel von Jesus um ihr Bett herum und wundern sich, weil die haben gedacht, die ist tot, und jetzt ist sie plötzlich im Himmel und lebt. Nur das mit dem Bett hätte man besser malen können ...

Maus: Was meinst du?

Kleiner Mönch: Der Melling oder wie der heißt hat kleine Engelchen in Marias Bett gemalt. Bei uns ging die Geschichte so: Als alle traurig waren und meinten, Maria liegt tot da, war sie auf einmal weg im Himmel. Und im Bett lagen stattdessen viele wunderschöne duftende Blumen.

Maus: So erzählt man die Geschichte immer noch. Genau deshalb kommen am 15. August, an Mariä Himmelfahrt, die Leute mit duftenden Kräuterbüscheln und Blumen in die Schutterer Kirche und machen ein Riesenfest mit Musikkapelle und Chorgesang und einer Prozession.

Kleiner Mönch: So muss es sein am Patrozinium. Aber wenn ich mal ein berühmter Buchmaler bin, dann liegen auf meinen Mariä-Himmelfahrtsbildern die schönsten Blumen im Bett und keine Engel.

Maus: Fänd ich auch besser. Aber im Barock waren die ganz versessen auf Engel. Deshalb siehst du auch so viele auf dem Bild am kleineren Altar links. „Maria mit dem Kind“ heißt es, da ist Jesus noch ein Baby. Auf dem Altarbild rechts ist er erwachsen, das zeigt eine Kreuzigung, also wie Jesus von den Römern ans Kreuz geschlagen wurde und dort starb. Maria, die Mutter Jesu, sitzt unter dem Kreuz. Sie ist übrigens immer sehr gut an ihrem blauen Mantel erkennbar. Kleiner Tipp.

Wenn ich auf einem Gemälde in einer Kirche eine Frau mit einem blauen Mantel sehe...

Kleiner Mönch: Dann ist das mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit Maria, die Muttergottes. Nicht nur hier in Schuttern.

Foto: © Historischer Verein Schuttern 603 e.V. / Gemeinde Friesenheim