Station: [29] Conrad Fricks Wappen und der König mit den englischen Löwen


Maus: Und wo wir gerade dabei sind: Dieser Conrad Frick war auch so einer.

Kleiner Mönch: Was für einer?

Maus: Ein Schlitzohr!

Kleiner Mönch: Nun ja ...  auf das Wohlergehen des Klosters zu achten, das war doch seine Aufgabe. Das sieht man auch hier, auf seinem Wappenstein, an dem Stab und an der Mitra, die er als Abt eines Klosters tragen darf. Damit zeigt er an: Ich bin hier der Chef. Und darunter rechts und links zwei Wappen.

Maus: Das rechte kennen wir schon. Das mit dem Kreuz. Das ist auch auf dem Gemälde im Vorraum der Kirche. Da wo der Conrad Frick als Auftraggeber unten rechts in der Ecke kniet. Das ist sein eigenes Wappen, also das Wappen seiner Familie. Und direkt daneben...

Kleiner Mönch: Der kniende König! Und die Muttergottes. Und das Jesuskind.

Maus: Genau. Das Wappen des Klosters Schuttern. Aber wie wir wissen, war Conrad Frick sehr geschickt darin, mithilfe von Wappen Botschaften auszusenden. Und deswegen hat er unter das Klosterwappen noch ein kleines Wappen mit drei Löwen setzen lassen.

Kleiner Mönch: Ach – ich verstehe. Der Abt Frick kann echt mit Bildern umgehen! Der kniende Mann, der der Patronin des Klosters Schuttern – der Gottesmutter Maria – eine Kirche schenkt ...

Maus: ... das ist der Gründer. Der hat eine Krone auf, also ist er ein König...

Kleiner Mönch: ... Und damit man sieht, was das für ein König ist, hat der sein Wappen dabei. Drei Löwen untereinander, das ist England. Also alles klar: Der König Offo, der das Kloster Schuttern gegründet hat, kam aus England.

Maus: Ja, das behauptet der Abt Conrad Frick einfach ...

Kleiner Mönch: Das behauptet er nicht einfach, das wusste schon mein Großonkel Abt Hermann Burner. Wir gehören zu den ältesten Klöstern im Reich, hat er immer gesagt. Die anderen alten Klöster hat ein irischer oder angelsächsischer Wandermönch gegründet. Aber hier nach Schuttern ist zur Gründung sogar ein echter König aus England gekommen, der Offo.

Maus: Damit war Schuttern also etwas ganz Besonderes.

Kleiner Mönch: Ja! Und damit das keiner vergisst, hat der Abt Hermann Burner in der wiederaufgebauten romanischen Kirche dem Offo ein großes Grabdenkmal bauen lassen. Und er hat als erster den Offo ins Klostersiegel aufgenommen. Und immer war der ganz klar als König dargestellt.

Maus: Und wenn’s nicht wahr ist, dann ist es zumindest gut erfunden.

Kleiner Mönch: Also echt! Der König Offo stand in unserem Buch mit den Toten, für die wir beten sollen, als unser wichtigster Stifter. Glaubst Du, das fälscht jemand?

Maus: Wer weiß? Aber wenn, war es gut gefälscht. Die Schutterer Mönche haben einen Gedenktag für den Gründer Offo am 14. Januar gehalten bis zur Aufhebung des Klosters. Den Offotag gibt es sogar heute noch ...

Kleiner Mönch: Siehst du, dann muss es doch wahr sein...

Maus: Lass uns nicht streiten, sondern lieber ein bisschen knobeln. Ich wollte schon lange rauskriegen, in welchem Jahr der Abt Conrad Frick diesen Wappenstein hat machen lassen.

Kleiner Mönch: Kunststück, das steht doch hier unten rechts in der Ecke.

Maus: Dass da was steht, hab ich auch schon gesehen. Aber ich sehe nur: I – S – Z und einen seltsamen Kringel.

Kleiner Mönch: Das ist die Jahreszahl. Schreibt ihr die Zahlen inzwischen etwa anders? Das I ist eine Eins. Das S ist eine Fünf. Das Z ist eine Zwei. Und der Kringel, das ist eine halbe Acht, also nur die obere Schlaufe von der Acht.

Maus: Eine halbe Acht?

Kleiner Mönch: Genau. Eine halbe Acht. Also eine Vier. Das macht zusammen: Eins, fünf, zwei, vier: 1524. Conrad Frick lebte also vor ziemlich genau 500 Jahren. Aber warum lügt er rum, dass er die Kirche gemacht hat? Die, die 1524 noch stand, hat doch mein Großonkel Abt gemacht. Und die von 1773 der Abt Karl Vogel.

Maus: Wie ... lügt er rum? Kannst du etwa verstehen, was da steht?

Kleiner Mönch: Logo, ich kann doch Latein. Da steht „Mich hat, Gott sei Dank, Conrad Frick, der Abt dieses Klosters, 1524 machen lassen.“ Und der Wappenstein ist eingemauert hier in der Kirche, also sagt die Kirche „mich hat der Conrad machen lassen“.

Maus: Das kann jetzt ich aufklären. Diesen Wappenstein hat man in Ichenheim beim Abbruch eines Hauses gefunden. Weil der Name eines Schutterer Abtes draufstand, haben ihn die Finder hierher gebracht. Und damit er nicht wieder verlorengeht, hat man ihn dann hier eingemauert. Schlau, was?

Kleiner Mönch: Und Rätsel gelöst. Also wir zwei zusammen – wir sind unschlagbar.

Foto: © Historischer Verein Schuttern 603 e.V. / Gemeinde Friesenheim