Station: [5] Die Papsturkunde von 1136


Kleiner Mönch: Also so richtig arm war das Kloster Schuttern, das ich kenne, nicht. Den Besitz von 22 größeren und kleineren Dörfern hat uns sogar der Papst bestätigt. Der Magister Albertus hat uns seine Urkunde gezeigt.

Maus: 22 Dörfer? Wie kann denn ein Kloster Dörfer besitzen?

Kleiner Mönch: Indem der König oder ein Adliger sie ihm schenkt. Ganz einfach. Die Dörfer gehören dann dem Kloster und von dem, was die Bauern dort ernten, kriegt das Kloster immer einen Anteil. Viele wohlhabende Männer und Frauen schenken auch kleinere Felder hinzu oder einfach das Recht, vom Getreide auf ihrem Acker jedes Jahr einen Sack abzukriegen. Für immer und ewig.

Maus: Grad so?

Kleiner Mönch: Zum Lobe des Herrn. Und außerdem, weil dann jedes Jahr an ihrem Todestag in der Kirche von allen Mönchen extra für sie gebetet wird. Auch für immer und ewig. Die armen Leute, die zur Messe kommen und für sie mitbeten, kriegen hinterher Suppe und Brot aus den Sachen, die auf den geschenkten Feldern gewachsen sind.

Maus: Win win sagt man da heutzutage – äh: Da haben alle etwas davon.

Kleiner Mönch: Du sagst es. Wir haben ein dickes Buch, da steht genau drin, für wen an welchem Tag gebetet werden muss, und auch, was er uns dafür geschenkt hat.

Maus: Und so wird ein Kloster reich und mächtig.

Kleiner Mönch: Ganz genau. Und damit das auch allen klar ist, lässt das Kloster sich seinen Besitz vom Papst oder vom König schriftlich bestätigen. 1136 hat das Kloster Schuttern deshalb extra Mönche nach Italien zum Papst geschickt. Und Papst Innozenz II., so hieß der damals, hat von seinem Schreiber eine Urkunde anfertigen lassen, in der steht: Das Kloster Schuttern in der Ortenau ist groß und einflussreich, es besitzt eine Menge Ländereien, darunter auch 22 Dörfer, und niemand darf ihm die jemals wegnehmen. Damit war alles geregelt. –  Ist die Urkunde etwa auch verbrannt?

Maus: Jedenfalls ist sie nicht mehr da. Aber die Schutterer Mönche waren schlau. Sie haben die Urkunde abgeschrieben und die Zeichen drauf genau nachgemalt. Später haben sie die Abschrift mit der Nachzeichnung sogar drucken lassen. Daher weiß man, wie das runde Zeichen, die Rota, ausgesehen hat, auf deren Rand der Papst Innozenz eigenhändig seinen Wahlspruch eingetragen hat. Und dass er daneben „Bene valete“ – „Lebt wohl“ – von seinem Schreiber mit ineinander verflochtenen Buchstaben schreiben ließ.

Kleiner Mönch: Ich versteh’ nicht, was „drucken“ ist, aber ja: Genau so sah die Urkunde aus. Ich erinnere mich ...

Maus: So eine Urkunde geht leicht verloren. Aber was in der Erde liegt, Kellermauern zum Beispiel, oder was in eine Grube geworfen und dann zugeschüttet worden ist, das kann man später wieder ausgraben. Komm, ich zeig dir, was die in Schuttern hier alles gefunden haben ...

 

Foto: Auf dem Bildschirm ein Ausschnitt aus dem Druck der 1136er Urkunde. Bildrechte: gemeinfrei