Station: [108] Neubrandenburger Str. 2: De Rekterschaul


M: In Stavenhagen gab es drei Schulen: Die „Beckerschaul“, die „Kösterschaul“ und die „Rekterschaul“ – von Fritz Reuter unisono als „Marteranstalten“ beschrieben.

F: Rektor Gottlieb Heinrich Schäfer unterrichtete in einem Gebäude, das sich an dieser Stelle befand.

Es war ursprünglich das Kantorenhaus gewesen, wurde aber 1756 der Stadt übereignet, die hier eine Schulstube einrichtete. Seit 1805 führte Rektor Schäfer hier sein strenges Regiment. Gelernt haben die Kinder hier nicht viel. Aber offenbar verstand sich Schäfer recht gut auf Selbst-Marketing:

M (Zitat): „Rektor Schäfer war ein Sachs aus Halle, er verstand kein Plattdeutsch, weshalb man ihn natürlicherweise für einen höchst gebildeten Menschen erklärte […] Er war Blumist, denn er hatte einen acht Schritt langen und drei Schritte breiten Garten; er war Musiker, denn er war Organist und besaß einen Klavizimbel; er war Optiker, denn er besaß einen Guckkasten, den er seinen ‚optischen Spiegel‘ nannte; er war `ne Art Buchbinder, denn er pappte und kleisterte viel; er war der erste Schriftsteller, den Stavenhagen aufzuweisen hat, denn er hat ein Reimlexikon geschrieben (Schäfers Reimlexikon); er war ein Politiker, und zwar ein freisinniger, denn er hielt schon damals die ‚Vossische‘, während die übrigen Stavenhäger sich mit dem ‚Hamburger Korrespondenten‘ begnügten […] Er war ein Gelehrter, denn an seiner Wand stand ein Büchergestell, welches er seine Bibliothek nannte; er war der Chronist der Stadt, denn er führte gewissenhaft ein Tagebuch mit schwarzer, rother und grüner Tinte.“

F: Eine echte Respektsperson also! Doch wer das nicht so sah, bezog augenblicklich eine Tracht Prügel.

Fotos: © Fritz-Reuter-Literaturmuseum