Station: [13] Freier Schriftsteller in Neubrandenburg


M (Zitat): „Allen meinen Bekannten, so wie auch meinen Herrn Geschäftsfreunden mache ich die ergebenste Anzeige, dass ich vom 2. April des Jahres ab meinen Aufenthalt in Neubrandenburg nehmen werde.“

F: So inseriert Fritz Reuter im April 1856 im Neubrandenburger Tageblatt. Luise und er haben das verschlafene Treptow zugunsten der fast 7.000 Einwohner zählenden Stadt verlassen. Fritz plant, wieder als Privatlehrer zu arbeiten. Doch nach und nach stellt sich der literarische Erfolg ein und er kann fortan als freier Schriftsteller leben.

M: Auch in Neubrandenburg schart er einen großen Bekanntenkreis liberal denkender Männer um sich. Mit einigen seiner Freunde ist er seit den Tagen der Bürgerlichen Revolution bekannt. Man trifft sich in Kneipen, diskutiert, politisiert und Fritz Reuter mit seiner unbestrittenen Erzählgabe ist stets Mittelpunkt dieser Runden.

F: Dazu gehören der Weinhändler Adolf Ahlers, der Apotheker und Bankier Viktor Siemerling und die Brüder Boll: Der jüngere, hagere Ernst ist Naturwissenschaftler und Privatlehrer, der wohlgenährte Franz Theologe, Pädagoge und Historiker. Zu dem Kreis gesellen sich manchmal der Schweriner Hofbauarchitekt und Sozialist Georg Adolph Demmler oder der Hofmaler Theodor Schloepke.

M: Sieben Jahre wird Reuter in Neubrandenburg bleiben. In diese Zeit fällt nicht nur sein erster literarischer Ruhm. Einige Theaterstücke entstehen und nahezu alle wichtigen Werke werden hier entworfen oder sogar geschrieben.

F: Reuter ist auf dem Weg, ein weit über die Landesgrenzen hinaus bekannter Schriftsteller zu werden. Im Laufe der folgenden Jahrzehnte werden seine Romane und Versepen in etwa ein Dutzend Sprachen übersetzt.

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