Station: [3] Bürgermeister Georg Johann Reuter


M: Georg Johann Reuter war ein strenger Mann. Gebildet, diszipliniert und um das Wohl seiner Mitmenschen bedacht. Ein Bürgermeister wie er im Buche steht.

F: 1808, zwei Jahre vor Fritz Reuters Geburt, tritt er die Stelle des Bürgermeisters an. Er hat Jura und Wirtschaft studiert, gründet eine Familie und ist – neben seinem Bürgermeisteramt– als Notar, Stadtrichter und Unternehmer tätig.

M: Fast vier Jahrzehnte lang wird er das kaum 1500 Einwohner zählende Stavenhagen leiten, das Gemeinwesen voranbringen und die städtischen Tagelöhner unterstützen. Georg Johann Reuter reagiert auf die landwirtschaftliche Krise, die Mecklenburg in dieser Zeit heimsucht. Er sucht nach Alternativen zum traditionellen Getreideanbau und wird fündig: Zusätzlich zur ohnehin weit verbreiteten Leinenverarbeitung fördert er den Anbau von Krapp und Waid – zwei heimische Pflanzen, aus denen Färbemittel für die Textilherstellung gewonnen werden: Die Wurzeln des Krapp färben rot, die Samenkapseln des Waid blau.

F: Mit zukunftsweisenden Plänen zum Anbau von Senf, Kardamom oder Kümmel scheitert er zwar. Dennoch ist er ein beliebter und hochgeachteter Mann. Das Verhältnis zu seinem Sohn jedoch ist alles andere als gut. Fritz hat weder die Disziplin noch die Geschäftstüchtigkeit seines Vaters geerbt. Er wird sich als mittelmäßiger Schüler und lausiger Student entpuppen. Georg Johanns Traum, den Sohn in seine Fußstapfen treten zu sehen, wird sich nicht erfüllen.

M: „Dass sich bei ihm in dem langen Verlauf seines Wirkens und bei fast vollkommenem Mangel an anderer Einsicht und Hilfe ein starker Eigenwille ausprägen musste, war nicht mehr als natürlich“, schrieb Fritz Reuter rückblickend über seinen Vater.

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Zitat: Meine Vaterstadt Stavenhagen, S. 174

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