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Die Germanistik steht in der Gefahr, einen der großen Erzähler des 19. Jahrhunderts aus den Augen zu verlieren

Die Germanistik steht in der Gefahr, einen der großen Erzähler des 19. Jahrhunderts aus den Augen zu verlieren

25. Nov 2025
Fritz-Reuter-Literaturmuseum

Prof. Dr. Joachim Rickes über Fritz Reuter

Anlässlich der Verleihung des 27. Fritz-Reuter-Literaturpreises 2025 an Prof. Dr. Joachim Rickes für sein Werk ‚Thomas Mann und Fritz Reuter‘ äußerte sich der renommierte Literaturwissenschaftler zu Fritz Reuter:

„Meine Damen und Herren,

als 1901 der kaum bekannte Thomas Mann seine „Buddenbrooks“ veröffentlichte, war Fritz Reuter schon seit Jahrzehnten eine Berühmtheit. Seine Bücher fanden im gesamten deutschen Sprachraum bis nach Österreich-Ungarn und in die Schweiz eine begeisterte Aufnahme. In Übersetzungen wurde er in ganz Europa und bis nach Russland und Japan gelesen. Heute ist die Situation geradezu umgekehrt: Thomas Mann ist weltbekannt, er ist – wie das Jubiläumsjahr 2025 gezeigt hat -der König unserer Literatur. Um Fritz Reuter ist es dagegen still geworden – in der breiten Leserschaft und ebenso in der Literaturwissenschaft. Zum Glück gibt es Orte wie das wunderbare „Fritz-Reuter-Literaturmuseum“ hier in der Reuterstadt Stavenhagen, das für mich das schönste deutsche Literaturmuseum ist. Zum Glück gibt es die unermüdliche Arbeit der „Fritz Reuter-Gesellschaft“ und ihre jährlich erscheinenden „Beiträge“. Ansonsten fänden Forschungen zu seinem Leben und Werk kaum noch statt. Das ist bedenklich, denn die Germanistik steht in der Gefahr, einen der großen Erzähler des 19. Jahrhunderts aus den Augen zu verlieren, fast den einzigen, dem nach Goethe und vor Thomas Mann europäischer Rang zukommt. Da ist es umso beachtenswerter, dass Thomas Mann Fritz Reuter ganz besonders geschätzt und viel von ihm gelernt hat: den umfassenden Blick auf die dargestellte Wirklichkeit, die meisterhafte Figurengestaltung, die Grundhaltung von Humor und Menschenfreundlichkeit und vor allem die Kunst des Erzählens selbst. Ich wünsche mir, dass viele Leserinnen und Leser Thomas Manns Wertschätzung folgen und Fritz Reuter neu entdecken.

Die Auszeichnung mit dem Literaturpreis, der seinen Namen trägt, ist für mich ein Ansporn, in Forschung und Lehre weiter für Fritz Reuter zu werben. Und deshalb werde ich im Sommersemester 2026 an der Humboldt-Universität zu Berlin eine Vorlesung zu Fritz Reuter halten –und mit meinen Studierenden gerne auch einmal nach Stavenhagen kommen.“

Dem ist nichts hinzuzufügen.

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