Stadt.Land.Kultur. > Finkenbach-Gersweiler >

Bergmühle

Beschreibung

Die Bergmühle - Von der Mahlmühle zur Wohnstätte Die zweite Mühle die hier vorgestellt werden soll, ist die Bergmühle. Kurz vor dem Ortseingang von Schiersfeld gelegen, gehörte diese jedoch zur Doppelgemeinde Finkenbach-Gersweiler. Die unten auf der Talsohle, östlich des Bächleins Moschel gelegene Bergmühle, ist vermutlich in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts gegründet worden. Lediglich einige Fundamentreste des ehemaligen Mühlengebäudes, alte Mühlsteine, ein alter Schuppen mit Fachwerkgiebel und ein Kellerhaus sind noch stark beschädigt erhalten geblieben. Von der einstigen Scheune ist die hofseitige Wand herausgebrochen, so dass sie nunmehr nur noch als offener Schuppen genutzt wird. Dazwischen befindet sich ein Neubau. Der Sturz der Scheune soll mit 1734 datiert gewesen sein. Neben der großen neuen Scheune von 1933 befindet sich ein kulturhistorisch interessanter tonnengewölbter Mahlkeller mit Rundbogeneingang und sehr kräftigen Sandsteingewänden. Der Ursprung der Mühle stammt aus jener Zeit, als die damals noch eigenständigen Dörfer Finkenbach und Gersweiler (1798 vereinigt) zusammen zur Herrschaft Reipoltskirchen sowie den Besitzungen der Grafen von Isenburg-Büdingen und Hillesheim gehörten. Ihr früherer Name war daher auch Isenburger Mühle. Wegen der Lage am Fuße des Berges „Hahnscheid“ wurde sie schließlich als Bergmühle bezeichnet. 1743 soll eine neue und an deren Stelle 1821 die letzte Mühle errichtet wurden sein. Ein Heinrich Litzenberger war 1844 Eigentümer des Anwesens, das sich laut Urkataster aus Wohnhaus mit Mahlmühle, Scheune mit Stall, Backofen, drei Schweineställen, Keller und Hofraum zusammensetzte. Er hatte den Besitz 1821 von Daniel Litzenberger erhalten. In alten Archivakten findet man in den kurfürstlichen und isenburgischen Herrschaftsakten in Mannheim am 26.05.1768 den Übertragungsvermerk des Erbbestandsbriefes von dem verstorbenen Müller Valentin Wilhelm auf dessen Sohn Christoph. Später zählte die Mühle zum Besitz von Lorenz Keiper aus Schiersfeld. Der letzte „ungelernte“ Müller war Otto Gödel, der die ebenso wie er aus Waldgrehweiler stammende Mühlenerbin Auguste Müller ehelichte. Deren Familie hatte sich bereits über zwei Generationen der Müllerei verschrieben, die weiblichen Vorfahren stammten aus der Sippe Lorenz. Die Mahlmühle stellte bereits vor 1900 ihren Betrieb ein, während die Schrotmühle noch bis 1980 ihren Dienst tat. Begründet wurde dies damals mit dem Rückgang des Wasserzuflusses der Moschel durch die Inanspruchnahme des Quellwassers zur Trinkwasserversorgung, mit dem langen Zufrieren im Winter und auf die aufwendige Säuberung des rund einen Kilometer langen Mühlteiches wegen der alljährlichen hochwasserbedingten Anlandungen. Die Mühlenkunden stammten zumeist aus Schiersfeld. Der Mühlbach wurde wenige Meter hinter der sogenannten „Zoll“ – der einstigen Arbeiterwohnung des Viktoriasttiftes – von der Moschel abgeleitet, floss durch die „Teichwiesen“ in einem Bogen hinauf zum Mühlhaus, westlich an dem Gehöft vorbei und kurz hinter der Bogenbrücke wieder zurück in die Moschel. Obwohl er im Zuge der Flurbereinigung 1973 verfüllt wurde und fortan als Acker- und Wiesenland mitgenutzt wurde, ist sein Verlauf auch heute noch teilweise erkennbar. Auf das Wasserrecht haben die Gödels damals verzichtet. Um unabhängig zu sein, stellt Otto Gödel schließlich den Schrotgang mit 1,10 Meter Durchmesser auf Strom um. So konnten die erforderlichen Futtermengen für die Viehzucht auf eigenem Gelände um die Mühle herum angebaut und veredelt werden. Auch das Steineschärfen übte der Müller aus. Die Schroterei brachte damals noch so viel ein, dass die Familie dadurch ernährt werden konnte. 1963 wurde an anderer Stelle ein neues zweistöckiges Wohnhaus errichtet in dem heute noch sein Sohn Manfred Gödel mit Familie lebt und etwas Landwirtschaft betreibt.