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Ehem. Gasthaus und Bäckerei Handel mit "Onkel-Max-Denkmal"

Beschreibung

"Onkel Max"Die jungen Finkenbacher Kinder kennen ihn nur von Erzählungen, denn der „Unkel Max“ – wie er über Generationen liebevoll von den Kleinsten der Gemeinde genannt wurde – war ein Nordpfälzer Original. Genau deshalb haben ihm Thomas und Sohn Johannes Henrich mit Spendengeldern neben seinem geliebten Viehstall an der Moschelbrücke in der Lindenstrasse ein Denkmal gesetzt.Andreas Gebel aus Bad Sobernheim übernahm die Erstellung der Computerdaten für den Metallaser, mit dem die Silhouette von Max mit seinem Brotschieber und einer seiner Ziegen aus dem rostigen Cortenstahl herausgeschnitten wurde und Thomas Köhler aus Abtweiler half fräste die Gesichtszüge nach.Max Handel war der letzte Bäcker im Moscheltal, der traditionell mit Sauerteig gebacken hat. Zeitweise hatte der Junggeselle mehrere Berufe auf einmal: Bäcker, Gastwirt, Landwirt, Postbote und Versicherungsvertreter. Der 1924 in Weilerbach geborene Lehrersohn wollte eigentlich Tierarzt werden, doch es kam im Leben so vieles anders als geplant: Der Vater würde mehrfach versetzt, der Junge besuchte die Volksschulen in Imsbach, Münchweiler in der Südpfalz und auch in Finkenbach-Gersweiler. Nach sieben Jahren folgte das altsprachliche Aufbaugymnasium in Speyer, wo er im Kriegsjahr 1942 sein „Notabitur“ ablegte. Nach dem Frontdienst und der englischen Gefangenschaft betrug die Wartezeit für das Veterinärmedizinstudium drei Jahre, der Vater war als Beamter NSDAP-Mitglied und folglich suspendiert und von irgendwas musste man in der schlechten Zeit leben – ein Studium unmöglich. Als einziger männlicher Nachkomme bot sich bei seinem Großvater Franz in Finkenbach die Gelegenheit eine Bäckerlehre zu beginnen, die nach dessen Tod 1948 bei den Pächtern, Bäckermeister Pitz und Haury fortgeführt wurde. Nach der Meisterprüfung übernahm Handel den Traditionsbetrieb, sah sich in der Pflicht das Erbe fortzuführen. Doch er hatte diesen Schritt nie bereut, beteuerte Max zu seinen Lebzeiten immer wieder.Der altdeutsche Steinofen von 1905 war das Herzstück seiner Bäckerei, die lediglich aus einer großen Backstube und einem kleinen Nebenraum mit Knetmaschine, Arbeitsfläche und Waage bestand. Gebacken wurde nur an zwei Nachmittagen, mittwochs und Samstags – das ganze ohne Fertigbackmischungen und großen Schnickschnack. Es gab rundes und eckiges Brot, Wasser-, Milch- und Viezeweck, Brötchen mit Mohn und Sesam und legendär seine „Kümmelweck“. Auf Sonderbestellung auch Kastenweißbrot, Kranzkuchen und Obstkuchen. Für die Bestellungen hatte sich der Bäcker ein ganz besonderes System ausgedacht: Jeder Stammkunde erhielt zwei Jutebeutel mit seinem Namen. Bei Abholung der Backwaren wurde die leere Tasche an dem dafür vorgesehenen Platz auf der Stange des Brotregals platziert und somit die neue Bestellung aufgegeben. Bei der Ausgabe der Waren halfen zwei Frauen aus der Gemeinde. Kam ein Kunde oder Fremder außer der Reihe, wurden aus den vorbestellten Tüten so lange Backwaren entnommen, bis er etwas hatte. Nicht selten hörte man dabei: „Der bekommt einen Weck weniger, der ist dick genug“ oder „Die hatte erst Geburtstag, sie soll ihren Kuchen essen.“ Die Schankgaststätte öffnete abends und Sonntagmorgens nur für eine kurze Zeit. Die Kühe auf der Weide wollten gemolken, die Kälbchen und Ziegen im Stall, Katzen, Hund und so mancherlei Geflügel gefüttert sowie der Garten biologisch gepflegt und der Haushalt erledigt werden. Die Gasthausbesucher hatten sich so einiges anzuhören, während die Jungen statt Alkohol eine Sinalco-Limonade vorgesetzt bekamen, wurden andere „Blödmänner“ belehrt, dass man wegen ihnen keine gesonderte Weinflasche öffnet und somit rechtsherum der milde und linksherum der herbe Wein aus der gleichen Flasche ins Glas floss. Wenn es einmal etwas zuviel des Guten war, wurde der Gast mit den Worten „Es gebt nix mehr, du musch noch Auto fahre“ auf den Heimweg geschickt. Es konnte dem „Unkel Max“ niemand etwas böse nehmen, nicht ohne Grund war das Wirtshaus lange Zeit Stammlokal des Sportvereins und wurden dort große Kerwen gefeiert. Verirrte sich einmal ein hungriger Fremder angelockt durch das Gasthausschild, so bekam er einen Platz, Max schnitt Brot auf, holte im Lebensmittelgeschäft Sattler ein Stück Fleischwurst und aus der Küche den Ziegenkäse aus eigener Produktion. Durch eine Dokumentation in der ZDF-Sendung Mosaik erlangte Max in den 1980er Jahren ungewollt Berühmtheit und erhielt Brotbestellung sogar aus Südafrika. Nach 48 Jahren erkalte sein Ofen. Der gläubige Katholik und überzeugte Naturheilkundler kümmerte sich fortan nur noch um seine Tiere, vertiefte sich in Bücher und pflegte die Freundschaft zu seinem Schiersfelder Freund Alfred Ritzmann.