Mit ihrem ewigen Zyklus von Keimen, Wachsen, Blühen und Verblühen ist die Pflanze Urbild des fortwährenden regenerationsfähigen Lebens. Grün ist die Farbe der Hoffnung und der erwachenden Natur. Seit dem Mittelalter meint Grün ausdrücklich den Anfang einer Liebe. Die grüne Seite spricht die Herzseite an – sie ist nicht nur der Sitz der Lebenskraft, sondern zugleich die liebenswürdigste Seite eines Menschen. Passend zur Jahreszeit Herbst geht es in der Ausstellung nicht nur um Blüten, sondern ein Schwerpunkt liegt auf deren Erträgen: Früchte und Gemüse. Seit dem Mittelalter wird die Entwicklung der abendländischen Pflanzenikonographie geprägt vom Topos des Paradiesgartens als umzäunter Ort (hortus conclusus). In frühen Miniaturen und Einblattholzschnitten des 15. Jahrhunderts sehen wir Maria vor der Rasenbank sitzen oder das Jesuskind auf einem sprießenden Kohlkopf thronen. Die wechselseitige Befruchtung von Bildkunst und naturwissenschaftlichem Forschungsinteresse in der Renaissance markieren Albrecht Dürers präzise beobachtete Pflanzen. Die Nürnberger Malerin Barbara Regina Dietzsch, eine Schülerin von Maria Sibylla Merian, dokumentiert im 17. Jahrhundert auf leuchtenden Deckfarbenblättern einheimische Rüben und Wurzelgemüse. Ein weiteres Thema ist das üppige niederländische Blumenstillleben des 18. Jahrhunderts. Die Zeichnung der Romantik (Carl Philipp Fohr) entdeckt die Schönheit der kleinen unscheinbaren Naturdinge, um sie zum Sprechen zu bringen. Der Bogen spannt sich weiter über Jugendstil (Joseph Maria Olbrich), Expressionismus (Karl Schmidt-Rottluff), die Pop Art (Jim Dine), frühe Wahlplakate der Grünen, Fotografien bis zu ausgewählten Positionen der Gegenwart. Die Ausstellung zeigt die kulturbildenden Prozesse der Flora auf. Künstlerinnen und Künstler sahen seit Anbeginn in Pflanzen kommunikative und sensible Organismen. Mit den rund 70 Arbeiten auf Papier aus sieben Jahrhunderten öffnet sich ein Dschungel voller Geheimnisse und Überraschungen.
15. Nov 2023 - 10:00
Friedensplatz1
Darmstadt
64283
Deutschland

Aktueller Termin von "Hessisches Landesmuseum Darmstadt"

Grünzeug. Plants on Paper

15. Nov 2023 - 10:00 – 11. Feb 2024 - 17:00
Hessisches Landesmuseum Darmstadt

Mit ihrem ewigen Zyklus von Keimen, Wachsen, Blühen und Verblühen ist die Pflanze Urbild des fortwährenden regenerationsfähigen Lebens. Grün ist die Farbe der Hoffnung und der erwachenden Natur. Seit dem Mittelalter meint Grün ausdrücklich den Anfang einer Liebe. Die grüne Seite spricht die Herzseite an – sie ist nicht nur der Sitz der Lebenskraft, sondern zugleich die liebenswürdigste Seite eines Menschen. Passend zur Jahreszeit Herbst geht es in der Ausstellung nicht nur um Blüten, sondern ein Schwerpunkt liegt auf deren Erträgen: Früchte und Gemüse.

Seit dem Mittelalter wird die Entwicklung der abendländischen Pflanzenikonographie geprägt vom Topos des Paradiesgartens als umzäunter Ort (hortus conclusus). In frühen Miniaturen und Einblattholzschnitten des 15. Jahrhunderts sehen wir Maria vor der Rasenbank sitzen oder das Jesuskind auf einem sprießenden Kohlkopf thronen. Die wechselseitige Befruchtung von Bildkunst und naturwissenschaftlichem Forschungsinteresse in der Renaissance markieren Albrecht Dürers präzise beobachtete Pflanzen. Die Nürnberger Malerin Barbara Regina Dietzsch, eine Schülerin von Maria Sibylla Merian, dokumentiert im 17. Jahrhundert auf leuchtenden Deckfarbenblättern einheimische Rüben und Wurzelgemüse. Ein weiteres Thema ist das üppige niederländische Blumenstillleben des 18. Jahrhunderts. Die Zeichnung der Romantik (Carl Philipp Fohr) entdeckt die Schönheit der kleinen unscheinbaren Naturdinge, um sie zum Sprechen zu bringen. Der Bogen spannt sich weiter über Jugendstil (Joseph Maria Olbrich), Expressionismus (Karl Schmidt-Rottluff), die Pop Art (Jim Dine), frühe Wahlplakate der Grünen, Fotografien bis zu ausgewählten Positionen der Gegenwart.

Die Ausstellung zeigt die kulturbildenden Prozesse der Flora auf. Künstlerinnen und Künstler sahen seit Anbeginn in Pflanzen kommunikative und sensible Organismen. Mit den rund 70 Arbeiten auf Papier aus sieben Jahrhunderten öffnet sich ein Dschungel voller Geheimnisse und Überraschungen.

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