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[21] Lauffenmühle - Aufstieg und Fall einer europaweit beachteten Textilfabrik

Beschreibung

„Lauffenmühle“ – 
Aufstieg und Fall einer europaweit beachteten Textilfabrik


Auf einer Länge von rund 4 Kilometern durchläuft der Fluss „Wutach“ die Gemeinde Lauchringen, der hier einen der größten Flusswasserfälle Deutschlands bildet. Aufgrund dieser immensen Wasserkraft an den imposanten Kalktreppen, entstand an dieser Stelle die frühere „Lauffenmühle“. Hier im unteren Klettgau gelegen, nahe der schweizerischen Grenze, liegt die heute 8.000 Einwohner große Gemeinde Lauchringen. Die Entwicklung des Ortes war von je her maßgeblich geprägt von der „Lauffenmühle“, gelegen eben an jenem Fluss, der vor 200 Jahren noch „wütende Ach“ genannt wurde und sich hier über neun Meter in die Tiefe stürzt.

Mit der Geschichte der „Lauffenmühle“ eng verwoben ist die Mühle an der Wutach. Sie wird in den Urkunden erstmals 1493 erwähnt. Laut Überlieferung sei sie jedoch damals schon alt gewesen. In der Mühle wurde gemahlen. Sie war Öl- und Gipsmühle, und es gab eine Hanfreibe. Dazu wurde Land- und Weinwirtschaft betrieben. Die schon damals „Lauffenmühle“ genannte Mahlmühle mit den Wasserrädern samt zugehöriger Wiesen und Ackergrundstücken wurde 1834 gekauft von Johannes Müller aus Gossau im schweizerischen Kanton Zürich. Der zu jener Zeit erst 26 Jahre alte Johannes Müller beantragte beim Finanzministerium Karlsruhe eine Konzession für eine mittels Wasserkraft angetriebene Baumwollspinnerei. Die Genehmigung wurde 1835 erteilt und der junge Unternehmer errichtete neben der alten Mahlmühle ein vierstöckiges Fabrikgebäude, südlich des Flusses Wutach. Darin ließ er 13 Spinnstühle mit 3.000 Spindeln aufstellen. Auf den neuen Maschinen wurde Baumwolle gesponnen, die produzierten Garne wurden schon bald deutschlandweit verkauft.
Die von Johannes Müller vor den Toren Unterlauchringens ins Leben gerufene Textilfabrik hatte allerdings unter seiner Regie nur etwa ein Jahr Bestand, denn der junge Johannes Müller hatte sich bei diesem Projekt finanziell übernommen. Neben dem Kaufpreis für die Mühle hatte er hohe Summen insbesondere auch für die Errichtung und Ausstattung der Spinnerei aufgewandt, die der Betrieb in diesem Anfangsjahr nicht erwirtschaftete. Bereits Ende 1835 musste er das Unternehmen an einen seiner Hauptgläubiger, dem Handelshaus Heinrich Meier im schweizerischen Brugg, verkaufen.

Dennoch war nun das Tor zur Industrialisierung auch im damaligen Unterlauchringen aufgestoßen.
Einer der neuen Inhaber des Baumwoll-Handelshauses Meier, Carl Fischer, übernahm die Unternehmensführung in der „Lauffenmühle“. Neben dem Textilbetrieb, führte Carl Fischer auch die alte Mahlmühle mit gutem Ertrag weiter und hatte damit das mit Verlust arbeitende Textilunternehmen mitfinanziert. Schon 1837 konnte der Textilbetrieb, durch die Anschaffung von 26 Webstühlen ausgebaut werden. Mit modernsten Textilmaschinen bestückt, bot die „Lauffenmühle“ um 1840 bereits etwa 110 Beschäftigten Arbeit. 1845 wurde am nördlichen Wutachufer, dort wo die Betriebsgebäude heute noch stehen, ein moderner fünfstöckiger Spinnereihochbau errichtet. 250 Beschäftigte produzierten nun an 13.000 Spindeln Garne für das ganze Land.

Die Spinnerei und Weberei „Lauffenmühle“ wuchs stetig. Weitere Gebäude, Maschinen, Webstühle und Spindeln kamen hinzu. Die „Lauffenmühle“ war ein ansehnlicher und auf der Höhe der Zeit befindlicher Betrieb, solide und bestens fundiert. Ihre Erzeugnisse waren 1873 auf der Weltausstellung in Wien zu sehen und wurden dort ausgezeichnet. Immer mehr notwendige Betriebsgebäude kamen in den Folgejahren hinzu auch die Anzahl der Wohnungen für die Beschäftigten wurde laufend erhöht.

Zu jener Zeit hatte die „Lauffenmühle“ als steuerzahlender Betrieb schon eine enorme Bedeutung und gewichtige Stellung für die Gemeinde Unterlauchringen. Einen jähen Einbruch in die Entwicklung der „Lauffenmühle“ brachte ein Brandunglück Anfang des Jahres 1876. In der Nacht vom 25. auf den 26. Januar brannte der fünfstöckige Spinnerei-Hochbau vollständig nieder. Nach Erhalt der Brandentschädigung durch die Versicherung wurde umgehend ein Flachbau für die Spinnerei errichtet und in Betrieb genommen. Die Verluste durch den Brand konnten schon innerhalb weniger Jahre ausgeglichen werden.

Im Jahr 1904 wurde durch die Errichtung einer neuen Weberei mit 416 Webstühlen eine große Erweiterung vorgenommen. Die Turbinenanlage wurde erneuert und der Spinnereimaschinenpark durch umfangreiche Instandsetzungen ertüchtigt. Seit 1836 war der Besitz an der Fabrik in der Familie Fischer geblieben. Doch die Kriegsverhältnisse brachten die Wende. Der Erste Weltkrieg forderte unabwendbar nicht nur das Leben vieler der Beschäftigten, sondern auch von den Mitgliedern der Eigentümerfamilie. Die „Lauffenmühle“ wurde verkauft an die Blumenstein-Gruppe, die schon damals bis zu 80 Textilunternehmen bzw. Beteiligungen an solchen, umfasste.

Ganz ohne Auswirkungen konnte die allgemeine Krisenzeit nach dem Ersten Weltkrieg jedoch auch für die „Lauffenmühle“ nicht bleiben. Die Krise zog sich hin und noch bis ins Jahr 1926 drohten Absatzschwierigkeiten die zu Betriebseinschränkungen führten. Doch die innere Struktur des Betriebes war gesund und der Anschluss an die Blumensteingruppe ermöglichte es, das Unternehmen „Lauffenmühle“ bald nachhaltig auszubauen und zu erneuern. Die Wasserkraftanlage wurde ausgebaut, ein großer Weberei-Neubau für 700 Webstühle sowie eine neuzeitliche Kesselanlage erstellt.

Die Jahre der Nachkriegszeit hatten die deutsche Wirtschaft zutiefst erschüttert. Not und Arbeitslosigkeit lagen über dem Land. Es ist und bleibt das große Verdienst der „Lauffenmühle“, dass sie ihren Beschäftigten auch in dieser schlimmen Zeit die volle Arbeitsmöglichkeit weitergewähren konnte und die Gemeinde Unterlauchringen sowie das Umland vor jener Arbeitslosigkeit bewahrt hat, die fast 7 Millionen Menschen in Deutschland niederdrückte.

100 Jahre nach Aufnahme der Textilherstellung aus Baumwolle in der „Lauffenmühle“, also 1935, hatte schließlich Dr. Gustav Winkler, ein Unternehmer aus Berlin, die „Lauffenmühle“ erworben. Dieser Dr. Gustav Winkler hatte bereits 1909 in Schlesien eine Taschentuchfabrik gegründet und das Geschäft bis 1939 auf 13 Fabriken erweitert. Bereits 1935, also vor der Vertreibung aus Schlesien, hatte der Textilfabrikant auch die Spinnerei und Weberei „Lauffenmühle“ in Lauchringen übernommen. Damals zählte der Betrieb 30.552 Spindeln und 1.104 Webstühle. Mit dieser Übernahme wurde die Fabrik also Teil der Winkler-Gruppe. Wohl einfachem Glück war es zu verdanken, dass die „Lauffenmühle“, die damals in Produktion und Umsatz kaum Schwankungen unterworfen war, im Zweiten Weltkrieg von jeglicher Zerstörung verschont blieb.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wird das am südlichsten Ende der Bundesrepublik gelegene Unternehmen „Lauffenmühle“ Ausgangspunkt der Wiedererstehung der durch den Krieg und die Teilung Deutschlands sehr geschädigten Winkler-Gruppe, die Verluste ihrer Betriebe in Schlesien und Berlin zu beklagen hatte. Dr. Helmut Winkler und sein damals schon 77-jähriger Vater Dr. Gustav Winkler konnten mit Verhandlungsgeschick und Klugheit sowie mit der Einsicht der französischen Besatzungsmacht schwer Erreichbares gelingen lassen.

Nach verschiedenen Reparationsleistungen, Reparaturen und Wiederaufstellung der ausgeräumten Webstühle, wurde die Arbeit in der „Lauffenmühle“ wieder aufgenommen. Mit Hilfe von zunächst Lohnaufträgen für französische Webereien und von Exportaufträgen, lief der Betrieb bis zur Währungsreform einschichtig und vollbeschäftigt. Viele ehemalige Mitarbeiter waren aus Krieg und Gefangenschaft an die alten Arbeitsplätze zurückgekehrt. Mancher Angehöriger der früheren schlesischen Winklerbetriebe fand hier im Südwestdeutschen Raum nach vielen Schicksalsschlägen wieder Hoffnung und eine neue Heimat.

Ab Mitte der 50er Jahre konnte die Modernisierung und Erweiterung einsetzen. Nach dem Tod des Vaters 1954 übernahm Dr. Helmut Winkler die Geschäfte der Winkler-Gruppe.

1955 wurde die noch einfache mechanische Weberei automatisiert und 1956/57 entstand eine neue Spinnerei. In einem ebenfalls neuen Webereigebäude wurden, als geschlossene Großanlage in Deutschland überhaupt, 96 der neu entwickelten Sulzer-Webmaschinen aufgestellt. Damit steigerte sich die Kapazität der mittlerweile dreischichtig betriebenen Weberei ganz enorm. Bei gleichzeitiger Einrichtung einer Kämmerei wurde die Spindelzahl 1959/1960 auf 70.000 erhöht. Zur selben Zeit entstand, mit einem Neubau verbunden, die „Dornier-Weberei“ mit 200 Automaten.

Am 25. August 1962 traf die „Lauffenmühle“, mitten in umfangreicher Ausbau-, Erneuerungs- und Reorganisationsphase, jene große Brandkatastrophe, die das stolze Werk der „Lauffenmühle“ fast völlig vernichtete. Ungebrochen und dank der ihm eigenen Tatkraft initiierte Dr. Helmut Winkler den sofortigen Wiederaufbau, der in vorbildlicher Gemeinschaftsarbeit in kurzer Zeit vollzogen wurde.

Die Produktion wurde schon nach einem halben Jahr wieder aufgenommen, im November 1963 lief die letzte Spinnmaschine wieder an. Trotz der sich damals anbahnenden Rezession entschloss sich Dr. Winkler, mit Weitblick und ebenso großem Mut zum Risiko, zur grundlegenden Modernisierung der Weberei. Mit weiteren 239 Webmaschinen erreichte die Kapazität, bei vollem dreischichtigem Betrieb, eine Höhe von jährlich 50 Millionen Quadratmeter Stoff. Die „Lauffenmühle“ war damit eine der größten Webereien Deutschlands geworden.

Die vollzogene Modernisierung und Erweiterung erforderten eine Neuorganisation auch in Vertrieb und kaufmännischer Leitung. Neue Einrichtungen wie Dispositionsabteilungen, neues Kostenrechnungswesen und Entwicklungsabteilungen wurden geschaffen sowie das Verkaufsgeschäft neu organisiert. 1980 wurde ein neues Verwaltungsgebäude errichtet und 1981/82 ein vollautomatisches, elektronisch gesteuertes Hochregallager zur Unterbringung der Fertigware. Neue einschlägige Märkte wurden nach Erweiterung des Sortiments erschlossen, mit einem großen Absatz auch im Exportbereich. Zu jener Zeit machten die ausländischen Arbeitskräfte, vorrangig aus der Türkei und aus Italien, einen beachtlichen Anteil an den Beschäftigten aus. Die Aufwärtsentwicklung der „Lauffenmühle“ war auch an eben diesen Zahlen der Beschäftigten abzulesen. Von 499 Beschäftigten im Dezember 1946 stieg deren Zahl Ende 1958 auf 1.319 Personen. Zur „Lauffenmühle-Gruppe“ gehörten Mitte der 80er Jahre mehrere Webereien, Spinnereien und Druckereien in der näheren Umgebung und im Wiesental. Damals beschäftigt das Unternehmen rund 2.240 Menschen, davon rund 900 in Lauchringen, und die Stoffproduktion wuchs bis 1986 auf 76 Millionen Quadratmeter. 1991 gehörte das Unternehmen zu den zehn größten Stoffproduzenten Europas und war zeitgleich einer der größten Arbeitgeber am Hochrhein. Durch den konsequenten Einsatz modernster Technologie nahm die „Lauffenmühle“ eine Führungsposition innerhalb der europäischen Textilindustrie ein.

Doch die Textilkrise begann bereits in den 1960er Jahren durch die Konkurrenz in Fernost und verschärfte sich in den 1980er-Jahren durch die allgemeine Verlegung der Produktion in die Niedriglohnländer.

Die „Lauffenmühle“ sah sich jedoch für den Europäischen Binnenmarkt in den 90er Jahren gut gerüstet und erwartete vielerlei Vorteile durch die Aufhebung bürokratischer Hemmnisse und fühlte sich in Bezug auf den freien Warenverkehr durch ihre „europaweit ausgedehnten Aktivitäten“ erfahren. Intern jedoch hatte die „Lauffenmühle“ eine schlechte Ausgangsposition im Preiskampf im Binnenmarkt. Gründe waren die strengen Arbeits- und Sozialbestimmungen, wie auch ein hohes Lohnniveau. Die Zahl der Textilunternehmen in Europa sank zu jener Zeit drastisch, denn Standorte in Fernost ermöglichten eine preisgünstigere Produktion. Die Kundschaft war nicht mehr bereit, höhere Preise für die in Deutschland produzierte Ware zu zahlen. Auch die „Lauffenmühle“ konnte sich der Talfahrt der deutschen Textilindustrie in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts nicht entziehen.

Ab 1993 durchlief die „Lauffenmühle“ insgesamt fünf Insolvenzverfahren, über welche sich sowohl das Sortiment, die Produktionskapazitäten und die Zahl der Arbeitnehmer immer weiter verringerte. Die „Lauffenmühle“ bestand zuletzt noch aus dem Werk in Lauchringen und dem Veredelungsbetrieb im Lörracher Ortsteil Brombach.

Von Anbeginn an wandelte sich das Produkt-Portfolio der Lauffenmühle stetig, von Taschentüchern über Modetextilien wie Cord und Denim bis hin zu belastbaren Geweben für Berufskleidung.
Nach verschiedenen Sanierungsmaßnahmen spezialisierte sich der Betrieb in den 2000er Jahren auf die Produktion von nachhaltigen Geweben für klassische Arbeitskleidung, für Kleidung im Krankenhaus- und Pflegebereich sowie für Schutzbekleidungen und Uniformen. Durch intensive Forschung und Entwicklung qualitativ hochwertiger Produkte, einer strategischen Nachhaltigkeitsphilosophie und einer engen Kundenbindung im Service versuchte sich das vollstufige Textilunternehmen mit Spinnerei, Weberei und Veredelung neu auszurichten.

Doch letztlich war der Untergang nicht mehr abzuwenden. Dem Strukturwandel der Textilindustrie und dem Druck des internationalen Konkurrenz- und Preiskampfs konnte das Unternehmen, wie so viele andere Textilbetriebe in Deutschland auch, nicht mehr standhalten.

Bei seiner Schließung 2019 beschäftigte das Unternehmen, das zuletzt firmierte als „Lauffenmühle GmbH & Co. KG“, noch 242 Mitarbeiter. Am 31. Juli 2019 war nach 185-jährigen Geschichte des Textilunternehmens das Betriebsende der „Lauffenmühle“ besiegelt. Nach dieser letzten Insolvenz und einer vergeblichen Suche nach einem Investor musste die „Ausproduktion“ eingeleitet werden bis sich die Werkstore für immer schlossen.

Die „Lauffenmühle“ prägte die Entwicklung der Ortschaft Unterlauchringen vom einfachen Dorf bis zur heutigen Gemeinde Lauchringen maßgeblich mit. Nach der Schließung des Werks Ende Juli 2019 erwarb die Gemeinde Lauchringen am 20. Mai 2020 das Areal der „Lauffenmühle“ am Hauptstandort zu einem Kaufpreis von 7,5 Mio. Euro und leitete den Umwidmungs- und Erneuerungsprozess der Gewerbebrache ein.

Die Schließung des traditionsreichen Unternehmensstandorts der Firma „Lauffenmühle“ war für die Gemeinde Lauchringen ein gravierendes Ereignis. Die Geschichte der Gemeinde war seit je her stark geprägt von der wirtschaftlichen Entwicklung der Firma „Lauffenmühle“, die schon immer ein wichtiger Faktor im Arbeits- und Wirtschaftsleben der Gemeinde darstellte. Der Verlust eines solchen Traditionsunternehmens, ist für eine Gemeinde nur schwer zu verkraften. Für Lauchringen war die Betriebsschließung in dieser Größenordnung nicht einfach nur eine unternehmensinterne Entscheidung, sondern sie hatte natürlich auch gesellschaftliche Konsequenzen.

Vom ersten Tag an war es deshalb das Ziel der Gemeinde, die Brache wiederzubeleben, innovativ zu entwickeln und umzugestalten sowie neue zukunftssichere Arbeitsplätze zu schaffen. Die Gewerbebrache „Lauffenmühle-Areal“ verfügt über eine Fläche von rund 7,5 Hektar. Auf dem Gelände mit dem Charme einer alten Industrieanlage, befinden sich noch immer mehrere weitläufige Produktions- und Lagerhallen, welche teilweise unter Denkmalschutz stehen.

Schon im November 2020 begannen mit dem Pförtnerhaus und Verwaltungsgebäudekomplex die ersten Abrissarbeiten. Auf dem „Lauffenmühle-Areal“ soll sowohl Raum für Neues als auch Erhaltenswertes geschaffen werden. Ganz im Sinne der Nachhaltigkeit sollen schützenswerte Gebäude einer neuen und sinnvollen Nutzung zugeführt werden, Bausubstanz soll erhalten und bestehende Objekte nach Möglichkeit in neue Nutzungsformen eingebunden werden. Die künftige Nutzung und Verwendung des Areals sollen sich bestmöglich in die Natur und Landschaft einfügen. Bereits 2019 wurde deshalb eine städtebauliche Entwicklungsplanung für die Reaktivierung der Gewerbebrache entworfen.

Unter dem Arbeitstitel „Lauffenmühle 360° - Arbeiten, Leben und Kultur an der Wutach“ soll auf dem ehemaligen Betriebsgelände wieder neues Leben einkehren. Im Jahr 2021 fand ein städtebaulicher Wettbewerb statt, an dem zahlreiche, namhafte Stadtplanungsbüros teilgenommen haben. Der Entwurf des Preisträgers wurde in einem Rahmenplan konkretisiert, der die Grundlage für den Bebauungsplan „Lauffenmühle“ bilden wird.

Erste Schritte zur Umsetzung der avisierten Planung wurden schon gegangen. So wird aktuell die alte Baumwollhalle in eine neue Event- und Kulturhalle umgebaut. In der neuen Kulturstätte soll künftig 360 Besuchern Platz geboten werden. Die alte Bausubstanz wird dabei weitgehend erhalten, gleichzeitig wird die neue Kulturhalle mit modernster Veranstaltungstechnik ausgestattet. Weiterhin sind auf dem „Lauffenmühle-Areal“ 384 attraktive Wohnungen geplant, von denen rund 60 % als öffentlich geförderte Mietwohnungen gebaut werden sollen. Außerdem soll es ergänzende Infrastruktur wie Kindertagesstätte, Erlebnisgastronomie oder eine Technologiewerkstatt für Start-up-Unternehmen sowie ein kommunales CoWorking-Space geben.

Mit der Reaktivierung des Areals ist auch das Ziel verbunden, die „Lauffenmühle“ und seine Jahrhunderte alte Geschichte im kollektiven Gedächtnis der Gemeinde zu verankern. Die besondere Rolle, welche die Lauffenmühle für die Lauchringer Bürgerinnen und Bürger über Jahrhunderte spielte, soll nicht in Vergessenheit geraten. Hier soll Geschichte, Erinnerung und Tradition erhalten bleiben und sich doch mit Neuem, Modernem und Fortschrittlichem verbinden. Denn jede Generation hat ihre Zeit und ihre Chance, zu dem, was Erhaltenswert scheint, noch etwas hinzuzufügen.

Literaturnachweise/Quellen: 
•    „Lauchringen“ - Ortschronik der Gemeinde Lauchringen von Brigitte Matt-Willmatt und Karl-Friedrich Hoggenmüller

•    „Lauchringen – eine lebendige Gemeinde im Naturpark Südschwarzwald“ von Herbert Sauerbier und Michael Neubert

•    Jubiläumsschrift „100 Jahre Spinnerei Lauffenmühle“, Archiv Lauffenmühle