
Reuterstädter Literaturtage boten Vielfalt und Klasse
Ja, die Bedingungen waren erschwert und durchaus immer noch ungewohnt für Veranstalter, Gäste und Publikum. Rückblickend aber hat es sich gelohnt.
Die Gäste kamen gern nach Stavenhagen und lockten Publikum aus Berlin, Rostock, Greifswald, Demmin, Neubrandenburg oder Neustrelitz, vor allem aber die Stavenhagener selbst. Auch bei eingehaltenen Corona-Regeln sprang der Funke ausnahmslos über, ein Knistern, Rührung oder Staunen lagen in der Luft.
Beim Auftakt mit Cornelia Nenz und Christian Peplow, als mit Händen greifbar wurde, warum Alwine Wuthenow in die vorderste Reihe der Niederdeutsch-Dichter gehört.
Als Oliver Hohlfeld und Sophie Dietel im Museum ganz ernsthaft über die Bedeutung von Kultur und ihre Bedrohung sprachen und die Zuhörer auf eine absurd-komische Reise in Landes- und Kommunalpolitik, vor allem aber in die Institution Theater mitnahmen.
Als Gunnar Decker im Schloss DDR-Literatur, Weltpolitik und persönliche Erinnerung brillant verflocht.
Und als es in der Stadtkirche schnurrte, flötete, fauchte und raunte, dass es nur so eine Freude war, als es äußerlich kalt und durch Christians Steyers Vortragskunst innerlich warm wurde.
Mit den wendungs- und pointenreichen plattdeutschen Geschichten von Edeltraut Richter, von ihr selbst so schnörkellos vorgetragen.
Und als Irmtraud Gutschke uns in Aitmatows Träume mitnahm und großes Weltempfinden den Saal füllte.
Wiederbegegnungen und Neues, gleich zwei Buchpremieren, darunter eine des Aufbau-Verlages. Und immer wieder lag der Begriff Heimat in der Luft, alles andere als verstaubt und abgelegt. Und auch die Wende, ihre geistigen Grundlagen und die Vereinigung waren passend zu „30 Jahre Deutsche Einheit“. Anlass für kluge Sätze, Fragen und Gespräche, die nachhallen.