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Leuselberg - Designer-Müll der Bronzezeit

Teller, Schale, Schüssel, Napf
Nachbildung einiger Service-Teile aus der Grube Leuselberg. Keramik: Goldgrubenkeramik. Foto: Maren Siegmann.
Fundstelle Leuselberg
Karte: TK Blatt Lörrach, 1889 (Ausschnitt). Museum in der "Alten Schule", Inv.-Nr. 1990/0061.
Spinnwirtel vom Leuselberg
Zeichnung: R. Dehn, Eine Siedlungsgrube der Urnenfelderkultur bei Efringen-Kirchen, Kr. Lörrach. Badische Fundberichte 23, 1967, Taf. 21 Nr. 12, verändert.
Der Leuselberg 1840
Karte: Cours du Rhin (1840), Blatt F-02 (Ausschnitt).
Ohne Titel
Viel los in der Regio: Fundstellen der Bronzezeit. Kartierung: Maren Siegmann. Karte: Landesamt für Geoinformation und Landentwicklung: Charte von Schwaben (Reproduktion), um 1827. Blätter 28 (Freiburg), 37 (Wiese), 46-48 (Basel).
sogenannter Feuerbock
In Siedlungsmüll häufig, mond-stierhorn-förmig, aus Ton. Von Archäologen "Feuerbock" genannt. Funktion unbekannt. Zeichnungen: R. Dehn, Eine Siedlungsgrube der Urnenfelderkultur bei Efringen-Kirchen, Kr. Lörrach. Badische Fundberichte 23, 1967, Taf. 21 Nr. 17, verändert (Fragment Leuselberg). F. Keller, Pfahlbaubericht 7. Mitteilungen der Antiquarischen Gesellschaft Zürich 1876, Tafel XX Nr. 13, verändert (vollständiges Exemplar).

Beschreibung

Müll. Verklappter Müll, Archäologen-Glück. Verklappt in einem Loch-in-der-Erde, einer Grube. Das ist vernünftig und das ist üblich - über Jahrtausende hinweg. Wo auch immer ein Erdloch für nix anderes (mehr) gebraucht wird - hinein mit Müll, Abfall, Entsorgungsgut.

Hier, auf dem Leuselberg nahe der alten Landstrasse, waren es sogar zwei Gruben. Die eine gefüllt mit Funden-für-Archäologen. Die andere schon weitgehend vom Bagger zerstört. Das war 1958, beim Bau der Aussiedlerhöfe. "Unsere" Grube hat wohl vor dem Müll-Schlucken als (überdachter) Erd-Keller gedient, über 2m tief, größter Durchmesser 2,50m. Verfüllt war sie mit Erdboden (Löß), Holzkohle, Tonbrocken, zersprungenen Bruchsteinen, Bachkieseln (viele). Darin Scherben, viele Scherben, Keramik, Geschirr. Dazu: zwei Spinnwirtel, Reste von zwei einfachen Bronzenadeln, Bruchstücke von sog. "Feuerböcken", Tierknochen. Siedlungsmüll. Hier lebten Leute.

 

Tongefäße, viele Tongefäße. Hört sich langweilig an (und ist es oft auch). Aber: unsere Müllgrube war gefüllt mit Designer-Ware. Schalen, Schüsseln, Teller, Platten. Servier-Geschirr, wunderschön geformt: elegant geschwungen, gestuft, getreppt. Samtschwarzes Finish. Ritz- und Stempelverzierungen, leuchtend weiß eingelegt. Nachbildungen kommen den Originalen nahe - aber tatsächlich waren die Original NOCH schöner.

Diese Art Keramik gibt es nicht nur hier auf dem Leuselberg, sondern sie ist zeittypisch. Diese Schalen und Teller können Archäologen datieren: in die sog. Urnenfelderzeit, pi-mal-daumen in die Zeit zwischen 1080 und 960 v. Chr.

Wer hat hier gelebt? Wo sind die Gräber, wie sah das Dorf aus? Wissen wir nicht. Nur die beiden Müll-Depots haben die Zeitläufe überstanden. Selbstredend haben die Archäologen 1958 auch in alle anderen Baugruben für die neuen Höfe gespäht - nichts. Was aber nichts heißen muß. Es braucht schon sehr viel Glück, damit ausgerechnet in der Baugrube von heute das Haus von früher auftaucht ...

Noch 1840 war der Leuselberg eine lange, zum Engetal steil abfallende Landzunge. Eine Quelle relativ weit oben. Plus ein Huppel / Erhöhung / Mini-Berg oben drauf. Man wohnt zwischen fruchtbaren Äckern, Trinkwasser nahe bei, im Ernstfall (Starkregen, Böse Leute) etwas durch die Topographie geschützt.