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Jakobsweg nach Compostela - der Himmelreichweg

Blick in das Rheintal
Foto: Museum in der "Alten Schule" / Maren Siegmann.
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Bild: https://camino-europe.eu/de/eu/de/jakobswege/himmelreichweg/.
Jakobs-Pilger
Pilgerstäbe, Pilgertaschen, darauf die Jakobs-Muschel. In der Hand ein Buch: das "Liber Sancti Jacobi" - der erste "Reiseführer" der Welt, entstanden ca. 1150. Alles was ein Pilger braucht. Diese Figur steht im Konstanzer Münster (Mauritius-Rotunde, Heiliges Grab). Konstanz war ein wichtiger Sammelpunkt und Etappenstation auf dem Weg nach Compostela. Foto: Postkarte Münster Konstanz.
Blick nach Norden
Auf dem Rückweg: hier den Weg rechts nehmen. Foto: Museum in der "Alten Schule" / Maren Siegmann.

Beschreibung

Der Jakobsweg. Pilgern - nach Santiago de Compostela. Ein Zweig des heutigen Jakobswegs - der Himmelreichweg von Hüfingen nach Basel - führt durch das Gemeindegebiet von Efringen-Kirchen. Über dem Rheintal, teils auf der sogenannten Römerstrasse, teils abseits der Straße, zwischen Reben oder unter alten Kirschbäumen hindurch. An Blansingen, Kleinkems, Huttingen vorbei nach Efringen, von dort am Leuselberg entlang über die Feuerbach-Brücke unterhalb der Britschenhöfe in Richtung Fischingen: eine landschaftlich sehr schöne Strecke, für Pilger und Spaziergänger gleichermaßen. Selbstredend gibt es barrierefreie Parallel-Strecken. Infos zum Weg und die genauen Trassenführungen gibt´s im Web: https://camino-europe.eu/de/eu/de/jakobswege/himmelreichweg/

Vor Ort ausgeschildert (wie sollte es anders sein) ist der Himmelreichweg mit der stilisierten gelben Jakobsmuschel auf blauem Grund. Für das Teilstück durch Efringen-Kirchen (Hinweg) ist der Parkplatz hier ein perfekter Startpunkt. Auch wenn, zugegeben, wir hier noch auf dem Gemeindegebiet von Bellingen stehen. 


Die heutigen "großen" Jakobswege queren nördlich (Straßburg) oder südlich (Basel) des Markgräflerlands den Rhein. Einen eigenen Jakobsweg durch das südliche Markgräflerland gab es im Mittelalter nicht. Pilger nutzten das normale Straßennetz - wohl die Landstrasse über Schliengen - Kaltenherberg - Britsche. Immerhin: neben dieser Straße, kleiner Umweg, lag die Jakobskapelle bei Wintersweiler. Die Hauptströme an Pilgern werden aber wie heute um das Markgräflerland herum unterwegs gewesen sein.

Erster Europäischer Kulturweg (seit 1987), gar UNESCO-Welterbe (Camino de Santiago, seit 1993). Seit Ende der 1970er-Jahre wird das Pilgern auf dem Jakobsweg wieder zunehmend beliebter.

Begonnen hatte die große Pilgertradition nach Santiago de Compostela im 11. Jahrhundert, ihren Höhepunkt erlebte sie im 15. Jahrhundert. Im 16. Jahrhundert gehen die Pilgerzahlen massiv zurück, erneuter Boom im 17. Jahrhundert. Nach dem Spanien-Feldzug Napoleons verschwindet die karitative Infrastruktur auf dem nordspanischen Jakobsweg: zuvor hatte eine Vielzahl von Herbergen, Spitälern, Klöstern und Stiftungen Pilger aufgenommen, verpflegt, unterstützt. In späten 19. Jahrhundert wendet sich das Blatt erneut, und wieder sind Pilger auf dem Jakobsweg unterwegs. In den 1930er-Jahren wird Jakobus ("der Maurentöter") und der Jakobsweg von General Franco und seinen Anhängern politisch vereinnahmt.

Eigentlich nichts neues: die Geschichte der Jakobus-Verehrung, des Jakobs-Pilgerns und des Jakobs-Wegs ist nicht zu trennen vom Haß gegen den Islam, von der Propagierung (und Finanzierung) Heiliger Kriege gegen ihn und der Reconquista, der Rückeroberung muslimisch beherrschter Gebiete Spaniens. In Stein gemetzte anti-islamische (und anti-jüdische) Propaganda findet sich an zahlreichen Kirchen und Klöstern entlang des Jakobswegs - Skulpturen und Reliefs des 11. und 12. Jahrhunderts, die Muslime/Musliminnen/Juden/Jüdinnen in beleidigend-diffamierenden Posen abbilden.

Heute - erfreulicherweise - sind Menschen vieler Religionen und Überzeugungen auf dem Jakobsweg unterwegs. Zweck der Reise ist für die meisten nicht mehr der dafür gewährte Ablaß, der vor Hölle und Fegefeuer bewahrt. Sondern der Weg an sich, der so gewonnene Freiraum um über das eigene Leben nachzudenken und die Chance, es zu verändern.

 

(Text: Museum in der ´Alten Schule´ / Dr. Maren Siegmann / 2025)