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Mappach/Welmlingen - römische Werkzeuge (anderswo im Depot)

Die Werkzeuge
Aus: Ernst Wagner, Fundstätten und Funde aus vorgeschichtlicher, römischer und alamannisch-fränkischer Zeit im Grossherzogtum Baden. 1. Teil: Das badische Oberland (Tübingen 1908), S. 161.
Römische Brote
Mostbrötchen (klein) und anderes Brot nach römischen Rezepten. Römisches Buffet zur Sonderausstellung "über den rhein" 2011. Buffet: Maren Siegmann. Foto: Museum in der "Alten Schule" / Maren Siegmann.

Beschreibung

Ganz klar: eine Sense, eine Waage, eine Pflugschar, ein Gertel/Rebmesser/Hippe. Traditionelle Gerätschaften, 19. Jahrhundert. Oder so.

Keineswegs - diese Dinge sind römisch. Tatsächlich sind viele Werkzeuge seit unvordenklichen Zeiten funktional bestens ausgereift, und veränderten sich über viele Jahrhunderte, gar Jahrtausende, nicht mehr. Unsere Stücke gehören dazu.

Gefunden um 1900 im Wald, ein sogenannter Depotfund. Vergraben, irgendwann, von irgendwem, wohl seinerzeit aus gutem Grund. Und nicht wieder ausgegraben.

Gertel/Rebmesser/Hippe. Diese Sorte Werkzeug hat viele Namen. Diese Sorte Werkzeug diente auch vielen verschiedenen Zwecken - dem Rebbau (logo), aber auch dem Ernten von Laub (als Viehstreu) und überhaupt allgemein zum Ab- und Weghauen von allem, was im Weg ist.

Die Werkzeuge waren lange im Markgräfler Museum Müllheim ausgestellt, jetzt sind sie leider im Depot.

 

Weinbau, römischer

Rebmesser. Rebbau. Wein. Römisch. Römischer Wein aus dem Markgräflerland. 
Obacht - für römerzeitliche Markgräfler und Breisgauer Weine, überhaupt für Weine aus Baden-Württemberg fehlen alle Beweise! Trotz allen Suchens: keine einzige römische Kelter aus B-W, kein einziger Tresterhaufen, kein entsprechendes Amphoren-Etikett. Kein Rebstock. Nichts.

Okay, Traubenkerne (kultivierte Traube) gibt es schon. Aus Erdproben ausgelesen, aus Baden-Baden, Mundelsheim oder Rottweil zum Beispiel. Aber eben nur einzelne Kerne und keine dichten Pakete mit Stielresten dabei. Diese Kerne können ebenso aus getrockneten Rosinen oder Speisetrauben stammen. Oder - in heutigen Weinbaugegenden - mittels Regenwurmloch in die römischen Fundschichten gelangt sein.

Denn: Weinbau, großflächigen Weinbau, hatte Kaiser Domitian (81-96 n. Chr.) verboten: keine neuen Weinberge in Italien, und in den verschiedenen Provinzen sollten die Weinberge niedergehauen und mindestens auf die Hälfte reduziert werden. Da war Baden-Württemberg noch nicht wirklich römisch. Erst Kaiser Probus (276-282 n. Chr.) hat den Rebbau und die Weinkelterei erlaubt: allen Galliern, Spaniern und Briten. Da war Baden-Württemberg nicht mehr wirklich römisch. Rom hat sich aus Baden-Württemberg zurückgezogen; der Rhein ist Grenze des Römischen Reiches und römischer Lebensweise.
 

Anderswo - linksrheinisch, in Rheinland-Pfalz und dem Saarland - wird ab dem späten 3. Jh. und besonders im 4. Jahrhundert eifrig gewinzert und gekeltert. (Und getrunken wohl auch). Die Archäologen konnten hier eine ganze Reihe Kelteranlagen und auch Trester-Haufen ausgraben. Dort, aber eben nicht hier.


Römische Mostbrötchen / nach M. Porcius Cato, "De Agri Cultura"

"Mostbrötchen mache so: besprenge ein modium (ca. 9l) Weizenmehl mit jungem Wein; gib dazu Anis, Kreuzkümmel, 2 Pfund Schmalz (ca. 660g), 1 Pfund Käse (ca. 330g), und reibe etwas von einem Lorbeerzweig ab, und, wenn du sie geformt hast, gib Lorbeerblätter darunter, wenn du sie bäckst."

Die Hefe für diese Brötchen stammt aus dem jungen Wein ("Most"). Lieber etwas älteren jungen Wein nehmen mit einem höheren Hefe-Gehalt. Roter Most macht die Brötchen rosa (dann eher hell ausbacken). An Käse geht alles - von Quark über Frischkäse bis hin zu Parmesan oder anderen kräftigen Reibekäsen. Selbstredend können Sie das Schmalz durch Olivenöl ersetzen. Setzen Sie die Brötchen auf Lorbeerblätter - das macht viel Aroma. Die Blätter kann man mitessen, muß es aber natürlich nicht.

 

(Text: Museum in der ´Alten Schule´ / Dr. Maren Siegmann / 2025)