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Ehemalige Molkerei Webenheim

Molkerei Webenheim, 1940
Molkereigebäude aus dem Jahr 1940 während der Betriebsschließung und Räumung. Stadtarchiv Blieskastel, Fotosammlung (Bestand 40-1667), Fotograf: Franz Lang, Webenheim.
Molkerei Webenheim, 1940
Molkereigebäude aus dem Jahr 1940 während der Betriebsschließung und Räumung. Foto: Stadtarchiv Blieskastel, Fotosammlung (Bestand 40-1667), Fotograf: Franz Lang, Webenheim
Postkarte Park-Restaurant Schwarz, erste Hälfte 20. Jahrhundert
Im Restaurant Park Schwarz in Blieskastel fiel im Frühjahr 1929 der endgültige Entschluss zur Gründung einer Molkerei in Webenheim. Foto: Stadtarchiv Blieskastel, Fotosammlung (Bestand 40-2064), Photo- und Luftbildverlag J. Beck, Stuttgart-Eßlingen.
Lieferwagen der Molkerei Webenheim, ca. 1932
Mercedes LKW, Aufbau von der Firma Geb. Thönes, Webenheim. Foto: Stadtarchiv Blieskastel, Fotosammlung (Bestand 40-1620)
Absatzgebiet der Molkerei Webenheim, vor 1939
entnommen aus: 25 Jahre Molkerei Webenheim 1930-1955 - Jubiläumsbericht. Denkschrift zum 25jährigen Bestehen der Molkerei Webenheim e.G.m.b.H., Blieskastel 1955.
Erweiterungsbau, 1955-1959
Erweiterungsbau (1955-1959). Foto: Stadtarchiv Blieskastel, Fotosammlung (Bestand 40-1667), Fotograf: Franz Lang, Webenheim
Luftbildaufnahme der Molkerei Webenheim, 1959
Luftbildaufnahme der Molkerei Webenheim mit zweitem Erweiterungsbau (1956-1959). Im Vordergrund: Neues Hauptgebäude im Stil der 1950er Jahre; L-förmiges Gebäude links dahinter: Käserei. Foto: Stadtarchiv Blieskastel, Fotosammlung (Bestand 40-801), Fotograf: Hans Timm, Hamburger Aero Lloyd Flughafen Hamburg
Übersicht der Betriebsgebäude, 1959
Repro und Markierungen: Stadtarchiv Blieskastel, Fotosammlung (Bestand 40-802).
Luftbildaufnahme der Molkerei Webenheim, 1959
Luftbildaufnahme der Molkerei Webenheim mit zweitem Erweiterungsbau (1956-1959). Im Vordergrund: Neues Hauptgebäude im Stil der 1950er Jahre; L-förmiges Gebäude links dahinter: Käserei. Foto: Stadtarchiv Blieskastel, Fotosammlung (Bestand 40-801), Fotograf: Hans Timm, Hamburger Aero Lloyd Flughafen Hamburg
Hauptgebäude, 1959-1971
Außenansicht des neuen Hauptgebäudes ( aus der Phase des Zweiten Erweiterungsbaues 1956-1959) der Molkerei Webenheim. Foto: Stadtarchiv Blieskastel, Fotosammlung (Bestand 40-805)
Blick in einen Produktionsraum, 1959-1971
Aufnahme aus einem der Produktionsräume der Molkerei Webenheim. Foto: Stadtarchiv Blieskastel, Fotosammlung (Bestand 40-803)
Betriebsgelände, 1985
Abriss der Molkerei Webenheim im August 1985. Foto: Stadtarchiv Blieskastel, Fotosammlung (Bestand 40A-2 Sammlung Fredi Brabänder), Fotograf: Fredi Brabänder.
Ehemaliges Verwaltungsgebäude, 1985
Abriss der Molkerei Webenheim im August 1985. Foto: Stadtarchiv Blieskastel, Fotosammlung (Bestand 40A-2 Sammlung Fredi Brabänder), Fotograf: Fredi Brabänder.
Sprengung der Betriebsgebäude, 1985
Abriss der Molkerei Webenheim im August 1985. Foto: Stadtarchiv Blieskastel, Fotosammlung (Bestand 40A-2 Sammlung Fredi Brabänder), Fotograf: Fredi Brabänder.

Beschreibung

Obwohl die Niederschriften zur Gründungsversammlung der Molkereigenossenschaft während des Zweiten Weltkrieges verloren gingen, sind einige Informationen zur Anfangszeit des Betriebs durch mündliche Überlieferung erhalten geblieben. Die Idee zur Gründung einer Molkerei entstand 1929, insbesondere durch die Initiative der beiden damaligen Bürgermeister Otto Hussong (Webenheim) und Georg Oberhauser (Blieskastel). Im Restaurant Park Schwarz in Blieskastel fiel der endgültige Entschluss zur Gründung einer Molkerei in Webenheim. Im gleichen Jahr, zum 23. Mai wurde die "Molkereigenossenschaft der Saarpfalz e.G.m.b.H. Webenheim“ in das Genossenschaftsregister des Amtsgerichts Blieskastel eingetragen. Im November 1930 lief die Produktion an und während der 1930er Jahre weitete sich das Einzugsgebiet über die Gemeinden im Bliesgau bis nach St. Ingbert und Sulzbach aus. Zum Zeitpunkt der Rückgliederung des Saargebietes an das Deutsche Reich (1935) belieferte der Betrieb die Orte Blieskastel, Rohrbach, St. Ingbert, Dudweiler, Sulzbach, Schnappach, Neuweiler, Hassel und Niederwürzbach. Zwischen 1937 bis zum Beginn des Zweiten Weltkriegs steigerte sich der Absatz weiterhin, u.a. durch erhebliche Mengen, die die Wehrmacht abnahm.

Anfang September 1939 mussten zahlreiche Einwohner des Bliesgaus ihren Wohnort bis in die zweite Jahreshälfte 1940 verlassen. Alle Menschen die, in der als „Rote Zone“ bezeichneten Gebiete lebten, wurden aufgrund der Gefährdungslage in andere Teile des Deutschen Reichs evakuiert. Dies betraf auch die Webenheimer Molkerei, deren Betriebsgebäude geräumt, die Anlagen demontiert und z.T. in anderen Betrieben ausserhalb der „Roten Zone“ untergebracht wurden. Trotz der Rückkehr der Bevölkerung im Laufe des Jahres 1940 konnte erst nach Kriegsende (1946/47) mit der schrittweisen Wiedereinrichtung der Verwaltung und der Aufnahme der Produktion begonnen werden. Im Vergleich zu den Vorkriegsjahren wurden ab 1947 zunächst wesentlich geringere Mengen produziert und in einem kleineren Absatzgebiet ausgeliefert. 1950 entstand ein eigenes Käsereigebäude zur Herstellung von „Tilsiter Vollfettkäse“, das nach modernsten technischen und hygienischen Standards ausgestattet war. Zwischen 1955 bis 1959 erfolgte eine weitere Ausbaustufe (Erweiterungsbau).

Rationalisierungsmaßnahmen innerhalb der saarländischen Milchwirtschaft führten am 21. Oktober 1971 zur Einstellung des Molkereibetriebes. Im August 1985 wurden die einstigen Betriebsgebäude gesprengt und das Gelände eingeebnet. Heute befindet sich dort eine Aldi-Süd-Filiale, ein DM-Drogeriemarkt sowie ein Automobilhändler.

 

Fotos: Stadtarchiv Blieskastel

Text: Stadt Blieskastel, Stadtarchiv Blieskastel

 

Literatur:

25 Jahre Molkerei Webenheim 1930-1955 - Jubiläumsbericht. Denkschrift zum 25jährigen Bestehen der Molkerei Webenheim e.G.m.b.H., Blieskastel 1955.

Horst Weingart: Webenheim. Ein Dorf und seine Geschichte, S. 373-377.