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[2144] Kirchen Bergrain - Befestigung, unvollendet

Bergrain, archäologisch
Karte: Die archäologischen Funde auf dem Bergrain, 1909-1911 und 1941. Grün: spätbronzezeitliche Urnengräber. Rot: römische Mauern und Fundhäufung. Gelb und hellblau: frühmittelalterlicher Topf, Gräber, Graben, Mauer. Dunkelblau: mittelalterliche Mauern, Gräber, Grubenhäuser (ab 9. Jh.). Rot-Blau gepunktet: Schachtbrunnen, undatiert. Montage der Fundkarten von Julius Schmidt (Kirchen am Rhein, Bühl 1912, Beilage) und Friedrich Kuhn (Badische Fundberichte 17, 1941, S. 322). Montage: Maren Siegmann.
Ohne Titel
Grabungsdokumentation 1941 (Privat-Kopie von Friedrich Kuhn). Museum in der "Alten Schule", ohne Inv.-Nr.
Ohne Titel
Ein Topf, in Scherben: "Urne 4" nach Schmidt. Das Gefäß aus dem 7./8. Jh. n. Chr. enthielt keinen Leichenbrand, war also keine Urne. Zeichnung: Julius Schmidt, Kirchen am Rhein (Bühl 1912), S. 24.

Beschreibung

1941 will man Erbhöfe auf dem Bergrain errichten - 1940 war Kirchen unter Beschuß gekommen, viele Gebäude waren zerstört. Weniger dicht bebaut sollte das neue Kirchen werden. Deshalb: ein neuer Ortsteil auf dem Bergrain. Die Grundstücke mußten erschlossen werden, Straßen mußten her. Heimatpfleger Kuhn gräbt 1941 aus, unterstützt durch Straßenbau-Pioniere-in-Ausbildung und Schüler.

Kuhn entdeckt überraschendes: einen Spitzgraben. Zum Teil noch 3,5m tief, 10-12 m breit. Eine Mauer. Aufgesetzt auf große Kalkstein-Platten, 2 m breit. Noch überraschender: die Mauer wurde anscheinend nie fertiggestellt. Das Mauerende befand sich ungefähr dort, wo wir den POI-Marker gesetzt haben.

 

Kuhn ist sich sicher: Graben und Mauer müssen spätrömisch sein, als Verteidigung gegen heranstürmende Alemannen. Frühmittelalterlich oder mittelalterlich könne die Befestigungsanlage nicht sein, weil alles Fundmaterial aus dem Graben in die römische Zeit zu datieren ist. Außerdem sei undenkbar, dass man die Befestigung - sollte sie zum karolingischen Königshof gehören - über Jahrhunderte in halbfertigem Zustand belassen hätte. Doch schon 1942 tauchen Zweifel auf: die unterste der beiden Auffüllschichten im Nordteil des Grabens war fundleer. Römische Reste enthielt erst die Verfüllungsschicht darüber - Erde, die nach und nach in die Graben hineingerutscht ist. Über eine lange Zeit hinweg.

2007 wurde am Nordende des Grabens gebaut - wieder kamen vorher Archäologen. Jetzt konnten drei Auffüllschichten im Graben unterschieden werden. Aus der untersten (fundleeren) Schicht konnten Holzkohleproben entnommen werden. Und datiert: in das Frühmittelalter, 645 bis 780 nach Christus. Ein weiteres Holzkohlestückchen ca. 60 cm höher gelegen stammt aus der Zeit 774-986 n. Chr.. Die Befestigung war also in etwa zeitgleich zum Webhaus, zum Friedhof und zum zerscherbten Topf "Urne 4".